Köln hakt nach: Bekommt Köln ein neues Veedel?

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In Köln begegnen uns immer wieder kuriose Dinge, die uns staunend oder fragend zurücklassen. In unserer Serie "Köln hakt nach" gehen wir darum Fragen, Phänomenen und kuriosen Geschichten aus Köln auf den Grund. Auch ihr habt etwas entdeckt? Dann schickt uns eure Fragen!

Wir lieben Köln – und damit sind wir natürlich nicht allein. Immer mehr Menschen zieht es in unsere schöne Domstadt. Ob für's Studium, den Job, die Liebe oder einfach nur so. Gründe für Köln gibt's genug. Doch die große Anziehungskraft der Stadt hat auch einen Nachteil: Der Wohnraum wird knapper und so manch Immobilienhai verdient sich ein goldenes Näschen mit völlig überzogenen Mietpreisen. Besonders in den angesagten Veedeln ist es ohne eine gehörige Portion Vitamin B kaum noch möglich, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Es gibt in Köln aber noch die ein oder andere freie Fläche, auf denen Wohnraum geschaffen werden kann – und eine davon, im Bezirk Chorweiler, will die Stadt jetzt für ein neues Veedel nutzen: Köln-Kreuzfeld.

The Woodhood - Kreuzfeld Gartenstadt 2.0

Im Rahmen eines öffentlichen Wettbewerbs der Stadt im vergangenen Jahr standen sechs Entwürfe für ein vielfältiges und nachhaltiges Veedel zur Wahl. Am Ende machte der Entwurf "The Woodhood - Kreuzfeld Gartenstadt 2.0" das Rennen – und zwar mit maximaler Punktzahl in allen sechs vorab festgelegten Bewertungskriterien. Auf ungefähr 80 Hektar Fläche soll im Kölner Norden in den kommenden Jahren nun das Veedel Kreuzfeld mit mindestens 3000 vielseitigen und inklusiven Wohnungen entstehen. Außerdem sind Freizeit-, Sozial-, Kultur- und Bildungseinrichtungen geplant, womit auch viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden sollen.

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An Grünflächen soll es dem neuen Veedel nicht mangeln – und dabei sollen Klimaschutz und Infrastruktur in dem Entwurf des dänisch-niederländischen Planungsteams von "The Woodhood" eine gewichtige Rolle spielen. Das Veedel wird in sogenannte "Hoods" unterteilt, die sich an die Landschaft anpassen und so für eine Mischung aus ländlicher Idylle und urbanem Stadtleben sorgen. Außerdem sind verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten für den Wohnraum geplant, sodass Menschen aus allen sozialen Schichten in Kreuzfeld ihr neues Zuhause finden können.

Kritik aus Politik und Klimaschutz

Doch es gibt auch Kritik an den Plänen der Stadt: So bemängeln einige Bezirkspolitiker*innen aus Chorweiler, dass die Bürger*innen bei den Planungen "zwar regelmäßig und ausführlich informiert, aber nicht wirklich beteiligt wurden" – einen Vorwurf, den die Stadtverwaltung nicht gelten lassen will. Stattdessen verweist die Stadt auf das 500.000 Euro teure Kommunikationskonzept und die "aktive Mitnahme der Bevölkerung", durch die das Projekt Kreuzfeld gestärkt worden sei.

Kritische Stimmen kommen jedoch nicht nur aus der Lokalpolitik, sondern vor allem von Klimaschützer*innen. Die Kölner Kreisgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland fordert sogar eine Einstellung des Projekts: "Klimaschutz und Erhalt der biologischen Vielfalt lassen weitere Bodenzerstörung durch Wohnungsneubau nicht mehr zu", heißt es in einer Mitteilung des Bundes, in der Kreuzfeld weiter als "Fehlentwicklung" bezeichnet wird, die "unbedingt zu stoppen" sei.

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Auch die Grünen-Politikerin Sabine Pakulat verweist darauf, dass die Entscheidung für Kreuzfeld "vor dem Klimanotstand gefallen" ist. Heute würde, so Pakulat, wohl anders entschieden werden. "Aber so ist das eben, die Planung hinkt der Realität immer ein wenig hinterher", ergänzt sie. Trotzdem unterstützen die Grünen inzwischen das Projekt – aus sozialen Gründen: "Wenn wir die Stadt zumachen und sagen, hier kommen keine neuen Leute mehr hin, dann kommen nur noch die, die Geld haben. Und die, die wenig Geld haben, müssen gehen", so Pakulat.

Aller Kritik zum Trotz befindet sich das Projekt Kreuzfeld aktuell in der Bauleitphase – hier soll ein Masterplan für die Umsetzung des Entwurfs und die rechtliche Grundlage für das Bauvorhaben geschaffen werden. "Ich glaube – und das ist im Entwurf ja auch angelegt – dass die Aufgabe sein wird, die Klimathemen in den nächsten Schritten umzusetzen", sagt Eva Herr, Leiterin des Kölner Stadtplanungsamtes, zu den Bedenken der Klimaschützer*innen im Gespräch mit dem Kölner Stadt-Anzeiger. Dass beispielsweise durch den Bau eine Kaltluftschneise verengt würde, sei "durch Lücken im Bauplan" bereits im Entwurf berücksichtigt worden. "Kreuzfeld ist mit allen Widersprüchlichkeiten lange geprüft worden", ergänzt sie. "Wir sind an einem Punkt, an dem wir es umsetzen."

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Geht mit der Planung alles glatt, dann soll schon in den nächsten drei bis fünf Jahren mit dem Bau des neuen Veedels begonnen werden. Im Idealfall, so die Stadt Köln, könnten die ersten Bewohner*innen noch in diesem Jahrzehnt ihre neuen Wohnungen in Kreuzfeld beziehen. Vorausgesetzt, Kreuzfeld ereilt nicht das gleiche Schicksal wie andere Kölner Großbauprojekte – aber wie sagen die Kölschen so schön: "Et hätt noch immer jot jejange."

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