Köln hakt nach: Was hat es mit der Zahl 4711 auf sich?
"Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm!" Die Sesamstraßen-Fans unter uns haben diese lebenswichtige Weisheit natürlich längst verinnerlicht. Trotzdem traut man sich bei der ein oder anderen Frage dann doch nicht, sie zu stellen. Weil sie zu banal erscheint – oder man schlichtweg nicht weiß, wer die Antwort kennen könnte. Hier kommen wir ins Spiel! Wir haken für euch nach. Denn wir finden: Fragen – seien sie noch so simpel – sind nicht nur was für Kinder. Schließlich begegnen wir in Köln immer wieder kuriosen Dingen, die uns staunend oder fragend zurücklassen. Geht euch genauso? Dann schickt uns eure Fragen – wir beantworten sie oder suchen jemanden, der das kann.
Was hat es mit der Zahl 4711 auf sich?
"Mir sin jedäuf mit 4711" – wenn die Klüngelköpp diese Zeilen anstimmen, kommen die Kölner*innen schnell ins Schunkeln. Die 4711 ist in Köln eine allgegenwärtige Zahl – und auch über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus bekannt. Grund dafür sind natürlich das Kölnisch Wasser und die anderen Düfte, die seit über zwei Jahrhunderten unter der Marke 4711 verkauft werden. Wer die Augen offenhält, entdeckt die 4711 nicht nur auf den kleinen Flakons, sondern auch auf verschiedenen Gebäuden – in der Glockengasse und in Ehrenfeld an der Venloer Straße zum Beispiel. Aber: Was hat es eigentlich mit dieser Zahl auf sich?
Die Antwort ist einfach: Der Firmensitz in der Glockengasse hatte früher die Hausnummer 4711 – eine beachtliche Zahl. Grund für diese ungewöhnlich hohe Hausnummer war die Besatzung durch die Franzosen. Die beschlossen nämlich Ende des 18. Jahrhunderts, alle Häuser in Köln fortlaufend zu nummerieren – also nicht nur innerhalb der jeweiligen Straße, sondern in der ganzen Stadt.
Die 4711 wurde aber nicht direkt zum Aushängeschild der Marke. Im 19. Jahrhundert versuchte der Unternehmer Wilhelm Mülhen zunächst, den Namen "Farina" zu nutzen, um seine Düfte unters Volk zu bringen. Johann Maria Farina soll einer der Ersten gewesen sein, die Kölnisch Wasser – oder wie er es nannte: Eau de Cologne – verkauften. Nach Rechtsstreitigkeiten mit verschiedenen Farina-Familien, die sich über Jahrzehnte hinweg zogen, wurde der Firma und anderen Nachahmern erst Ende des 19. Jahrhunderts verboten, den Namen Farina zu nutzen. Stattdessen etablierte sich das "Echt Kölnisch Wasser" unter dem Namen 4711.
Das Dufthaus 4711, das heute an der Glockengasse zu finden ist, steht übrigens ein paar Häuser neben der ursprünglichen Nummer 4711 bzw. der späteren Glockengasse 12. Nach der Zerstörung des Zweiten Weltkriegs wurde das Dufthaus im Stil des ehemaligen Gebäudes an der Glockengasse 4 errichtet. Dort könnt ihr heute nicht nur das legendäre Kölnisch Wasser kaufen, sondern auch bei Führungen und Duftseminaren in die Geschichte der Parfümerie eintauchen.
Ein Funfact zum Schluss: Wusstet ihr, dass Kölnisch Wasser zu Beginn der Produktion im 18. Jahrhundert getrunken wurde? Wieder sind es die Franzosen, die die Geschichte des "Wunderwassers" beeinflussten: Sie verlangten nämlich, dass alle medizinischen Rezepturen veröffentlicht werden. Um das eigene Rezept zu schützen, wurde aus dem Heil- kurzerhand ein Duftwasser für die äußerliche Anwendung. Und das ist es bis heute geblieben.