Köln hakt nach: Wieso hängt ein Kronleuchter in der Kölner Kanalisation?
"Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm!" Die Sesamstraßen-Fans unter uns haben diese lebenswichtige Weisheit natürlich längst verinnerlicht. Trotzdem traut man sich bei der ein oder anderen Frage dann doch nicht, sie zu stellen. Weil sie zu banal erscheint – oder man schlichtweg nicht weiß, wer die Antwort kennen könnte. Hier kommen wir ins Spiel! Wir haken für euch nach. Denn wir finden: Fragen – seien sie noch so simpel – sind nicht nur was für Kinder. Schließlich begegnen wir in Köln immer wieder kuriosen Dingen, die uns staunend oder fragend zurücklassen. Geht euch genauso? Dann schickt uns eure Fragen – wir beantworten sie oder suchen jemanden, der das kann.
Wieso hängt ein Kronleuchter in der Kölner Kanalisation?
Köln ist nicht gerade für sein imposantes Erscheinungsbild bekannt. Während sich andere Großstädte mit beeindruckenden Bauwerken schmücken können, bleibt uns Kölner*innen eigentlich nur der Dom als Eyecatcher. Hübsche Fassaden, traditionsreiche Gebäude und prachtvolle Architektur bekommt man in Köln – vor allem aufgrund der Zerstörung während des Zweiten Weltkriegs – nicht oft zu Gesicht. Umso passender also, dass sich der wohl bekannteste Kronleuchter der Stadt an einem ungewöhnlichen, fast schon geheimen Ort befindet: in der Kölner Kanalisation.
Richtig gelesen: Dort, wo man einen "Kronleuchtersaal" am wenigstens vermuten würde, überrascht Köln mit einem kleinen, unterirdischen Schatz, der bis heute ein Stück Zeitgeschichte beherbergt. Die Geschichte der Kölner Kanalisation geht zurück bis ins 19. Jahrhundert – damals stieg die Bevölkerungsdichte in Köln rasant an. Während zu Beginn des 19. Jahrhunderts nur 50.000 Menschen hier lebten, waren es zur Mitte des Jahrhunderts schon 100.000. Mit schwindendem Platz mussten neue Lösungen her – und so wurden nicht nur die Stadtfläche erweitert und ein Großteil der Stadtmauer abgerissen, sondern auch die Pläne für die Erweiterung der Kölner Kanalisation entworfen.
An der Ecke Cleverstraße/Theodor-Heuss-Ring startete die Erweiterung der Kanalisation – und genau dort entstand auch ein gewölbtes Bauwerk aus Klinkermauerwerk, das als Knotenpunkt für die Zusammenführung von Schmutzwasser und Regenwasser diente. Aber wie hat es nun der Kronleuchter dorthin geschafft? Tja, für so eine besondere Ausstattung musste in Köln schon etwas Besonderes passieren. In diesem Fall war es der Besuch der damals wichtigsten Person des Landes. Kaiser Wilhelm II. schaute 1890 bei der feierlichen Einweihung vorbei und das nahm man zum Anlass, das Gewölbe mit zwei Kronleuchtern auszustatten.
Inzwischen findet man dort zwar nicht mehr die Originale, sondern einen elektrifizierter Kronleuchter – der Kronleuchtersaal bleibt aber ein besonderer Ort und immer noch funktionierender Bestandteil der Kanalisation. Das Beste: Wenn nicht gerade Corona einen Strich durch die Rechnung macht, könnt ihr euch diesen einmaligen Saal selbst anschauen. Es gibt nämlich Führungen und sogar immer wieder Konzerte, die im Kronleuchtersaal veranstaltet werden.