Köln, das ist eine Liebeserklärung an dich!

© Christin Otto

Schon mehrmals habe ich es versucht – versucht, aus Köln wegzuziehen. Jedes Mal bin ich gescheitert. Weil es einfach keine Stadt gibt, die mein Herz so im Gleichklang schlagen lässt wie Köln. Es ist eine Erkenntnis, die in mir gewachsen ist, seit ich das erste Mal hier war. 2007 war das, für ein Vorstellungsgespräch. Aus meiner Heimat Bremen fuhr ich also das allererste Mal mit dem Zug über die Rheinbrücke. Wahrscheinlich werde ich nie vergessen, wie beeindruckt ich war, als ich den Dom plötzlich vor mir sah. Bis heute verrenke ich jedes Mal meinen Kopf, wenn ich im Zug Richtung Hauptbahnhof fahre und ihn erblicke: den Dom – das kölsche Herz und meine immer wiederkehrende Erinnerung an „das erste Mal Köln“.

Schon damals beschlich mich die Ahnung, dass ich mich hier wohlfühlen würde. Umso mehr freute ich mich über die Zusage für das Praktikum in Köln. Eigentlich sollte ich nur ein Praxissemester im Rahmen meines Studiums hier verbringen. Aber meine Mutter wusste es schon damals besser. Als ich meinen alten Golf mit ein paar persönlichen Sachen belud, sagte sie: „Ich glaube, du wirst in Köln bleiben.“

Von den Nordlichtern war ich da ganz Anderes gewohnt.

Zugegeben: Mein Praktikum war kein wirklicher Knaller. Aber die Menschen, die ich hier kennenlernte, waren einzigartig. Sie waren so offen und freundlich, ohne aufgesetzt zu sein. Meine WG-Mitbewohner nahmen mich überall mit hin – ob auf die Uni-Party im Asta-Café oder zu gemütlichen Abenden am Aachener Weiher. „Das machen die Menschen in Köln so“, sagten sie. Von den Nordlichtern war ich da ganz Anderes gewohnt – dort brauchte jede neue Kontaktaufnahme lange und war nicht selten ein Krampf. In Köln hingegen machte mir selbst die Bäckereiverkäuferin von Merzenich klar: „Wir stehen in Köln zusammen, ob an der Schlange oder im Leben“.

Die Gelassenheit der Kölner war ansteckend. Ich lernte nicht nur, mit fremden Menschen in der U-Bahn zu sprechen, sondern auch, mit einem Minimum an Schminke und meinen Tagesklamotten durch die Nacht zu tanzen – damals am liebsten im Sensorclub oder Artheater. Understatement statt overdressed ist in Köln sowieso besser. Das halbe Jahr verging wie im Flug – und meine Mutter sollte Recht behalten. Ich hatte mich in diese Stadt verliebt und entschloss mich, mein Studium nach Köln zu verlegen.

Paderborn und ich hielten es nur fünf Monate miteinander aus.

Der neue Studiengang war nicht wirklich mein Ding, Köln dafür umso mehr. Hier fühlte ich mich geborgen. Mit meinen neuen Freunden tanzte ich durch die Nacht, ob bei den Rhythmusgymnastik-Partys, im Stecken oder auf dem Brüsseler Platz. Live-Musik gab es im Hallmackenreuther oder in der Tankstelle. Das Kölsch lief mir, günstig wie es war, die Kehle runter wie Öl. Und nach dem ersten Karneval als Single war ich dann, zum Gelächter meiner norddeutschen Familie, auch noch mit dem Karnevalsvirus infiziert.

Vier Jahre zogen ins Land – bis es plötzlich wieder hieß: Umziehen! Wegen des Masterstudiengangs. Den gab es nämlich nur in Paderborn. Also packte ich schweren Herzens meine Sachen. Anfangs dachte ich noch, dass ich überall Freunde und eine neue Heimat finden würde – das hatte ich in Köln ja schließlich gelernt. Falsch gedacht. Paderborn und ich hielten es gerade einmal fünf Monate miteinander aus. Ich zog zurück nach Köln und pendelte ab sofort zur Uni. Ich liebte Köln einfach zu sehr. Außerdem war der Fühlinger See dank meiner neuen Surfleidenschaft sowieso mein zweites Zuhause geworden. Jedes Mal, wenn ich mit meinem Boardbag in die Linie 12 stieg, um zum See zu fahren, bekam ich in der Bahn liebevoll lächelnde Blicke zugeworfen. Der Kölner weiß halt: „Jeder Jeck ist anders.“ Sowas gab es nur hier.

Was ist nur mit diesen Münchnern los?

2016 war es dann wieder soweit: Ich sollte Köln verlassen. So schön es hier auch sein mag – für den ersten Traumjob kann man auch mal nach München ziehen: „So schlimm wird es dort ja nicht sein“, dachte ich mir. Schon wieder falsch gedacht. „Was ist nur mit diesen Münchnern los“, beschwerte ich mich alle drei Wochen während meiner „Wellness-Trips“ nach Köln bei meinen Freunden. „Und der Kaffee ist da auch doppelt so teuer und ungenießbar“, sinnierte ich traurig, während ich eine leckere Tasse Kaffee im Café Rotkehlchen schlürfte.

Also passierte einen Sommer später das Unvermeidliche: Ich kehrte zurück – zurück nach Köln. Ich weinte Freudentränen, als ich den Rhein mit meinem Umzugstransporter überquerte. Mit ein bisschen Kölner Klüngel waren Wohnung und Nebenjob schnell gefunden. Es verschlug mich in die Südstadt – wo das türkische Spezialitätengeschäft am Chlodwigplatz fester Bestandteil meiner Einkaufsgänge wurde und ich meinen Kaffee bei Ernst trank.

Wozu brauche ich Gemüsekebabs, wenn es Habibi gibt?

Bis das Schicksal plötzlich wieder zuschlug: ein neues Jobangebot aus Berlin. Ein so gutes, dass ich nicht widerstehen konnte. Ab in die Hauptstadt! Nur war ich diesmal klüger – und behielt meine Traumwohnung in der Südstadt, um alle paar Wochen „Heimaturlaub“ in Köln machen zu können. In diesem Sommer stellte ich fest: Berlin ist schön! Es hat mehr Seen als meine Perle am Rhein und wahrlich ein riesiges Angebot an Technoschuppen und Dönerbuden.

Nur diese mit Optimismus, Ausgelassenheit und Gelassenheit erfüllten Menschen und Orte – die habe ich in Berlin nicht gefunden. Also wurde mir klar: Wozu brauche ich hundert Gemüsekebabs, wenn ich bei Habibi einen leckeren Falafel für 1,90 Euro haben kann und dazu noch einen kleinen Flirt oder wahlweise Heiratsantrag plus Zimttee vom netten Verkäufer? Und was soll ich mit tausend krassen Technoschuppen, wenn ich doch am liebsten bei Open-Air-Partys durch die Maisfelder oder im Odonien tanze? Also kehrte ich zurück – zurück nach Köln.

Köln, du hast mir eine Familie geschenkt.

Nun also ist es Zeit für eine Liebeserklärung – an dich, mein geliebtes Köln. Ich liebe dich, weil du dir nichts einbildest auf deine Größe. Ich liebe deine Gelassenheit, denn ich habe verstanden, dass es „kütt wie et kütt“. Ich habe durch dich Toleranz gelernt, denn „jeder Jeck ist anders“.

Köln, du hast mir eine Familie geschenkt: Ob es der DJ im Stecken war, der Falafelverkäufer bei Falafelking in Ehrenfeld, der meine halbe Lebensgeschichte kennt, der Ersatzvater im Doy-Doy, der immer geschaut hat, ob ich gut nach Hause komme, oder die Masterarbeitsmotivatoren im Sabor Ermoso, die mir die liebsten Worte gesagt haben, obwohl ich in fünf Stunden nur einen Kaffee und jede Menge Leitungswasser getrunken habe. Köln, du bist in meinem Herzen und ich habe es verstanden: Ich bin hier zu Hause. Denn „Et jitt kei Wood dat sage künnt, wat ich föhl, wenn ich an Kölle denk, wenn ich an ming Heimat denk!“

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