11 Orte, an denen ihr das alte Köln erleben könnt

Wie sah Köln wohl früher, vor Hunderten von Jahren aus? Eine spannende Frage, die nur die wenigsten von uns beantworten können – zumindest, wenn man nicht gerade Geschichte studiert oder einen Faible für dicke Historien-Schmöcker hat. Dabei muss man gar nicht unter die Professor*innen und Geschichts-Nerds gehen, um das alte Köln zu entdecken. Denn Spuren vergangener Tage finden sich auch heute noch in Köln – nur laufen wir an den alten Gemäuern oft völlig ahnungslos vorbei. Damit euch genau das künftig nicht mehr passiert, stellen wir euch 11 Orte vor, an denen ihr das alte Köln erleben könnt.

© Tim Horsch

1
Die Römerstraße am Römisch-Germanischen Museum

Die erste Adresse für Geschichtsinteressierte ist das Römisch-Germanische Museum. Seine Sammlung umfasst Funde aus dem archäologischen Erbe der Stadt und des Umlandes von der Urgeschichte bis zum frühen Mittelalter. Zu den bekanntesten Schätzen gehören das Dionysos-Mosaik und das Poblicius-Grabmal. Für eine geschichtsträchtige Begehung müsst ihr das Museum aber gar nicht betreten. Denn: Direkt daneben liegt eine der ältesten Straßen Kölns – oder zumindest ein Teil davon. Gebaut wurde sie vor über 2000 Jahren von den Römern. Bei Grabungsarbeiten zum Bau des Museums entdeckte man sie dann – und zwar an der heutigen Hafenstraße. Das Basaltpflaster der Hafenstraße ist die einzige begehbare "Römerstraße" im Herzen einer deutschen Metropole.

© Christin Otto

2
Hahnentorburg – das Tor, durch das Kaiser und Könige zogen

Die Hahnentorburg am Rudolfplatz wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet und ist das bedeutendste mittelalterliche Stadttor Kölns. Über 800 Jahre hinweg haben sich hier spannende Episoden der Kölner Stadtgeschichte zugetragen. So zogen Könige und Kaiser nach ihrer Krönung in Aachen durch das Tor, um sich auf den Weg zum Sarg der Heiligen Drei Könige zu machen. Auch die Franzosen kamen 1794 durch das Tor in die Stadt und verließen Köln nach 20 Jahren Besatzung auf demselben Weg. 1880 wurde die Hahnentorburg vom Abriss der Stadtmauer ausgenommen und ab 1888 fand hier das erste historische Museum der Stadt seinen Platz. Heute residiert die Karnevalsgesellschaft "Ehrengarde der Stadt Köln 1902 e. V." in dem beeindruckenden Bau.

© Sophie Franz

3
Auge in Auge mit dem Sensenmann vom Melatenfriedhof

Der Melatenfriedhof ist einer der bekanntesten Friedhöfe Deutschlands, denn hier liegen so einige Prominente begraben. Doch der Melatenfriedhof hat auch eine dunkle Vergangenheit. Gebaut wurde er nämlich, um Leprakranke aus der Stadt auszulagern. Im Mittelalter diente ein Areal ganz in der Nähe zudem als öffentliche Hinrichtungsstätte. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden dort im Zuge der Hexenverfolgungen über 30 Frauen und Mädchen getötet. Galgen, Scheiterhaufen, Enthauptungen – viele Gräueltaten wurden hier verübt. Die letzte Exekution fand 1797 statt. Den Gruselfaktor kann man bis heute erleben – wenn man sich plötzlich Auge in Auge mit dem Sensemann wiederfindet. Die schaurige Skulptur befindet sich am westlichen Hauptweg zwischen den Fluren 76 B und 82 auf dem Grab des Kaufmanns Johann Müllemeister.

© Christin Otto

4
Wie Besatzer dem 4711 Dufthaus seinen Namen gaben

Das 4711-Dufthaus in unmittelbarer Nähe zur Kölner Oper gehört zu den traditionsreichsten Gebäuden Kölns. Schon seit Jahrhunderten wird hier das berühmte "Kölnisch Wasser"– auch als 4711 bekannt – verkauft. Die berühmte Zahl hat das Eau de Cologne der Legende nach übrigens den Franzosen zu verdanken: Um dem Durcheinander von Straßennamen ein Ende zu setzen und das Einquartieren der Truppen zu erleichtern, ordnete ein Kommandant im Jahr 1794 die fortlaufende Nummerierung aller Häuser an. Das Stammhaus an der Glockengasse erhielt die Hausnummer 4711 – und so wurde später dann auch das Kölnisch Wasser getauft.

© Tim Horsch

5
Der Römertorbogen im Schatten des Doms

Der Römertorbogen hat es nicht leicht – schließlich steht er direkt neben dem Dom und bekommt im Schatten von Kölns imposantesten und beliebtesten Bau kaum Aufmerksamkeit. Dabei hat auch der etwa vier Meter hohe steinerne Torbogen auf dem Kardinal-Höffner-Platz eine lange Geschichte. Er war nämlich Teil des alten römischen Nordtores der Stadtmauer. Wer genau hinschaut, der erkennt sogar noch alte römische Inschriften im Stein. Ein guter Grund also, beim nächsten Weg über die Domplatte mal nicht nur den Dom, sondern auch diesen vernachlässigten Torbogen zu bestaunen.

© Christin Otto

6
Wie Napoleon durch die Eigelsteintorburg zog

Die Eigelsteintorburg am Ebertplatz ist eine der vier erhaltenen Torburgen der mittelalterlichen Kölner Stadtmauer. Über die Jahrhunderte wurde sie als Festungsbau, Zollerhebungsstelle, Gerichtshaus, Gefängnis für Militärsträflinge und später auch als Ausstellungsort genutzt. Sie war Schauplatz großer historischer Ereignisse: Kaiser Napoleon zog 1804 bei seinem Einmarsch durch dieses Tor. Angeblich machte er sich unter Glockengeläut auf dem Weg zum Neumarkt. Hinweise auf vergangene Zeiten finden aufmerksame Betrachter hier bis heute: Neben einer Tafel aus der Zeit der Französischen Revolution gibt es hier auch die Steinfigur des Kölschen Boor, welche an die Schlacht von Worringen erinnert. Außerdem ist seit 1915 das Wrack eines Rettungsbootes des Kreuzers "Cöln" an der Eigelsteintorburg installiert. Es erinnert an die 379 Matrosen, die beim Untergang der "Cöln" im Jahr 1914 während einer Seeschlacht vor Helgoland starben. Heute befindet sich in der Eigelsteintorburg die Offene Jazz Haus Schule Köln. Die Räume über dem Durchgang kann man für Veranstaltungen mieten.

© Christin Otto

7
Das Historische Rathaus – das erste Kölner Hochhaus

Erste urkundliche Erwähnung findet das Rathaus als "Haus der Bürger" in den Jahren zwischen 1135 und 1152. Der Rathausturm, den die Kölner Zünfte von 1407 bis 1414 als Zeichen ihrer Stadtherrschaft errichten ließen, wurde mit einer Gesamthöhe von 61 Metern zum ersten profanen Kölner "Hochhaus". Besondere Beachtung findet bis heute aber die "Laube" des Historischen Rathauses – so nennen die Kölner den Renaissance-Vorbau des Gebäudes. Dieser ist heute nämlich in fast jedem kunsthistorischen Lexikon als einer der typischsten Renaissance-Bauten zu finden. Aktuell ist der Eingang dort gesperrt – er wurde wegen der Arbeiten am Archäologischen Quartier auf den Alter Markt verlegt. Ist das Großprojekt irgendwann abgeschlossen, könnt ihr am Historischen Rathaus noch mehr Geschichte erkunden: Eine Dauerausstellung im Untergrund des Rathausplatzes soll auf einem 600 Meter langen Rundgang das römische Praetorium, das mittelalterliche jüdische Viertel und das Goldschmiedeviertel zeigen.

© Tim Horsch

8
Severinstorburg: Einst Stadttor und Sitz der Hitler-Jugend

Sie ist so alt wie der Kölner Dom und etwa 1500 Meter Luftlinie von ihm entfernt: die Severinstorburg – oder "Vringspooz", wie die Ur-Kölner*innen auch gerne mal sagen. Gebaut wurde die Severinstorburg in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Als Stadttor, das über Jahrhunderte hinweg jeder passieren musste, der Köln von Süden her betreten wollte, hat sie schon so einiges erlebt. Sie sicherte die wichtige Straße nach Bonn und galt als bedeutender strategischer Standpunkt, denn die Torburg schützte auch mehrere Klöster. Bis heute ist hier noch gut zu erkennen, dass das Tor einst Teil der mittelalterlichen Stadtmauer war – denn es sind noch mehrere Meter davon erhalten. Funktionen hatte die Torburg über die Jahre so einige. 1881 beherbergte sie ein Naturkundemuseum, das später in ein Hygienemuseum umgewandelt wurde. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde der Turm von der Kölner Hitler-Jugend genutzt und 1979 in ein Bürgerzentrum umgebaut. Heute geben sich hier viele Brautpaare das Ja-Wort.

© Tim Horsch

9
Römerturm – Wachturm und Kloster-Kloake

Der Römerturm an der Kreuzung zwischen Sankt-Apern- und Zeughausstraße war einst Teil der Stadtmauer, die die Römer errichtet haben. Der Eckturm entstand als einer von insgesamt 19 Türmen und gehört heute zu den wenigen Stadttürmen aus römischer Zeit, die noch erhalten sind. Später war der Turm Teil des Klarissenklosters St. Klara. Im 14. Jahrhundert versah der Konvent ihn mit einem Latrinenschacht und degradierte ihn zur Toilette. Der Gestank war groß und so erhielten Häuser oder Grundstücke, die in unmittelbarer Nähe verkauft oder vererbt wurden, damals den Zusatz „Cloaca in fine retro monast. s. Clara“ im Grundbuch. 1874 wurde der Römerturm Eigentum der Stadt Köln, heute ist er wieder in Privatbesitz.

© Christin Otto

10
Ulrepforte – dank Überfall raus aus der Bedeutungslosigkeit

Die Ulrepforte – auch "Ülepooz" genannt – war Teil der mittelalterlichen Mauer. Große Bedeutung als Stadttor kam ihr nicht zu, denn keine wichtige Hauptstraße führte durch das Tor, stattdessen war es wohl nur Zugang für dahinter liegende Felder. Die große Stunde der Ulrepforte schlug dann aber im 13.Jahrhundert – da wurde sie dann doch noch bekannt, weil es in unmittelbarer Nähe einen Überfall auf die Stadt Köln gab. Die Übeltäter hatten einen Durchlass unter der Stadtmauer gegraben – doch der Überfall blieb erfolglos und Köln unabhängig. 1907 ging die Ulrepforte durch eine Schenkung an die Stadt Köln über, die sie als Gaststätte verpachtete. 1955 haben die Roten Funken sie übernommen und nutzen sie bis heute für Vereinszwecke.

© TimeRide

11
TimeRide – Reise in die Vergangenheit

Wer eine Zeitreise ins alte Köln erleben möchte, hat dank Virtual Reality die Chance dazu – und zwar bei TimeRide am Alter Markt. In 45 Minuten und an drei Stationen entdeckt ihr hier das Köln der legendären 20er-Jahre. Highlight ist die Fahrt mit der historischen Straßenbahn. Dank VR-Brille erlebt ihr dabei eine Rundfahrt durch die frühere Kölner Altstadt. Wer noch tiefer in die Stadtgeschichte eintauchen möchte, wählt die TimeRide-Stadtführung. Zusammen mit einem Stadtführer begebt ihr euch zu Fuß auf eine einstündige Zeitreise entlang der alten Straßenbahnstrecke vom Rheinufer bis zum Alter Markt.

Zurück zur Startseite