11 Fragen an Kölns OB-Kandidat*innen: Nicolin Gabrysch, KLIMA FREUNDE

Am 13. September sind Kommunalwahlen in Köln – gewählt werden dabei nicht nur der Stadtrat und die Bezirksvertretungen, sondern auch der oder die nächste Oberbürgermeister*in. Zur Wahl stellen sich 13 Kandidat*innen. Damit ihr wisst, wofür die einzelnen Bewerber*innen überhaupt stehen und welche Pläne sie für Köln haben, haben wir ihnen 11 Fragen gestellt – und um kurze, aber aussagekräftige Antworten gebeten. 

Nicolin Gabrysch kandidiert für die Wählergruppe KLIMA FREUNDE, die bisher unter dem Namen „Deine Freunde“ bekannt war. Für sie als Klimaaktivistin stehen Umwelt und Klima an allererster Stelle, auch in ihrer Kandidatur. Die 44-jährige Diplom-Volkswirtin ist Mit-Initiatorin von „Kölle for Future“ und fordert für die Politik einen ganzheitlichen Wandel, um Köln bis 2030 klimaneutral zu machen. Als Mutter von zwei Kindern ist sie außerdem auch bei „Parents for Future“ aktiv. Welche Themen ihr wichtig sind und wie sie einen klimafreundlichen Wandel in Köln umsetzen möchte, hat sie uns verraten. 

1. Warum bist du in die Politik gegangen?
Ich bin Klimaaktivistin. In der Kommunalpolitik sehe ich eine zusätzliche Form, aktiv zu werden. Wenn die Politiker*innen es nicht hinkriegen, unser Klima zu schützen, müssen's halt die Bürger*innen hinkriegen. Und eine davon bin nun mal ich. Ich will Köln bestmöglich auf den Klimawandel vorbereiten – zusammen mit meiner Wähler*innengruppe KLIMA FREUNDE und vielen, vielen motivierten Menschen.

2. Was willst du besser machen als deine Vorgängerin?
Ich will die Kölner*innen stärker in Entscheidungen einbinden. Alle haben das Recht zu erfahren, vor welchen Herausforderungen wir stehen – und welche Möglichkeiten es gibt. Köln hat den Klimanotstand ausgerufen, verhält sich aber nicht so. Der Klimaschutz muss höchste Priorität bei allen Entscheidungen haben. Ich will das Umweltdezernat stärken und Beauftragte für Nachhaltigkeit einstellen. Köln braucht eine "Task Force Klimaschutz"!

3. Ebertplatz, Neumarkt, Chlodwigplatz – Köln hat viele hässliche Plätze, aus denen man so viel mehr machen könnte. Wie sehen deine Pläne dazu aus?
Mehr Natur, weniger Beton! Alles, was entsiegelt werden kann, wird befreit. Mehr Bänke, Bäume und Blühstreifen ergeben Begegnungsorte. Und wir sorgen für Artenvielfalt, Beschattung und bessere Luft. Den Abfall haben die Kölner*innen – im wahrsten Sinne – selbst in der Hand. Deshalb will ich die Müllvermeidung im städtischen Bildungsangebot besser verankern. Wenn öffentliche Plätze öfter genutzt werden, stärkt das auch die Sicherheit in ganz Köln.

4. Die Mieten in Köln sind der Wahnsinn. Hast du eine Lösung für dieses Problem?
Wir brauchen mehr günstigen und öffentlich geförderten Wohnraum. Auch eine weitere städtische Wohnungsbaugesellschaft ist denkbar. Grundstücke müssen an die vergeben werden, die sie am meisten brauchen - nicht an die, die am meisten bieten. Wir müssen das Potential der Stadtverdichtung kreativ ausschöpfen, z.B. mit Wohnungen über Supermärkten. In München gibt es Wohnraum, der wie eine Brücke über der Straße schwebt. In Köln gibt's noch viel Luft nach oben.

5. Der Klimawandel ist das Thema unserer Generation. Wie sehen deine Pläne für besseres Klima aus?
Klimaschutz ist der Kern der KLIMA FREUNDE. Damit Köln bis 2030 klimaneutral wird, etablieren wir einen Klimabeirat, der alle städtischen Maßnahmen prüft. Die Rheinenergie wird auf erneuerbare Energien umgestellt, Neubauten und Stadtdächer bekommen Photovoltaik, Mieterstrom und der Wechsel zu Ökostrom werden gefördert. Essentiell ist die Verkehrswende! Aber auch Ernährung, Bildung und die Wirtschaft spielen große Rollen. Klimaschutz ist ein ganzheitliches Thema.

6. Apropos Klima: Was willst du tun, damit sich Radfahrer in Köln sicherer fühlen?
Ich erkläre das Fahrrad zum Verkehrsmittel Nummer Eins. Ich will den Platz im Straßenraum umverteilen – weg vom Auto, hin zum Bike! Wir brauchen sofort Pop-up-Bikelanes. Für ganz Köln muss Tempo 30 gelten, in Wohnvierteln noch weniger. Autos müssen sich dem Fuß- und Radverkehr anpassen, nicht umgekehrt! Studien belegen, dass nur 10% der Autos in der Stadt gebraucht werden. Mit mir bekommt die Kölner Verkehrsplanung ein neues Ziel: Null Verkehrstote!

7. Dein Standpunkt zur Grüngürtel-Bebauung in maximal drei Sätzen.
Ich lehne die Bebauung des Grüngürtels komplett ab. Trotz tausendfacher Einwände der Bürger*innen wurden Klima-, Natur- und Denkmalschutz missachtet. Grünflächen müssen als Belüftungs- und Kühlsystem erhalten bleiben und vergrößert werden.

8. Viele Unternehmer und Selbstständige sind durch die Coronakrise wirtschaftlich schwer angeschlagen. Wie willst du die Zukunft dieser Menschen sichern?
Ich will Einkaufsstraßen aufwerten. Madrid ist der Beweis, dass eine autofreie Innenstadt die Umsätze des Einzelhandels steigert. Das kann Köln auch! Jeder Stadtteil braucht autofreie Einkaufszonen. Wenn aus Parkplätzen Sitzplätze werden, wird auch die Gastronomie entlastet. In Außenbereichen sind Corona-Schutzvorkehrungen besser einzuhalten. Und durch die Transformation zur nachhaltigen Stadt entstehen viele neue Arbeitsplätze.

9. Defekte Fenster, Schmuddel-Toiletten, wenig digitale Ausrüstung: Kölns Schulen sind zum Teil in einem miesen Zustand. Wie willst du hier Verbesserung schaffen?
Mehr Geld für die Sanierung! Wenn es an einer Schule "brennt", muss schnell gehandelt werden – bei großen Sanierungen entscheidet die Dringlichkeit. Wie wichtig Digitalisierung ist, sehen wir seit Corona noch klarer. Für viele Kinder ist Homeschooling unmöglich, weil die Geräte fehlen. In Schulen sieht es oft ähnlich aus. Die Kommune muss mehr investieren und vom Land einfordern. Die Krise ist unsere Chance, zeitgemäße Bildung zu etablieren.

10. Immer wieder gibt es politischen Streit um die Aufnahme von Flüchtlingen. Wie ist deine Position in der Flüchtlingsfrage?
Köln muss ein sicherer Hafen für alle Menschen in Not sein. Die KLIMA FREUNDE und ich setzen uns für eine pluralistische Gesellschaft ein. Wir wollen die Integration und Beratung geflüchteter Menschen verbessern – und Initiativen unterstützen, die sich für Willkommenskultur stark machen. Neben Fördermitteln und Personal brauchen wir eine breitere gesellschaftliche Akzeptanz. Das heißt: mehr Aufklärungsangebote und interkultureller Austausch.

11. Erkläre in einem Satz, warum die Kölner*innen dich wählen sollten.
Wer versteht oder verstehen will, dass wir als Stadt gemeinsam vor einer Riesenaufgabe stehen, die wir nur ganzheitlich, transparent und mit Mut bewältigen können, wählt mich.

Zurück zur Startseite