11 coole kölsche Lieder, die keine Karnevals-Songs sind
Machen wir uns nichts vor: Kölsche Tön gehören für uns Kölsche zum Kulturgut. Die Klassiker aus dem Karneval können wir alle mitsingen – und haben dabei eine Superjeilezick en unserem Veedel. Doch würde man die kölsche Musikszene auf den Karneval beschränken, dann würde man ihr großes Unrecht tun. Denn in unserer Domstadt tummeln sich viele geniale Musiker*innen, deren Lieder wir auch ohne Karneval in Dauerschleife hören könnten.
Ob kölsche Superstars wie BAP oder Tommy Engel mit seinen Soloprojekten, Insider-Bands wie The Piano Has Been Drinking, die Rocker von der Zeltinger Band – oder auch Brings, die vor ihrem riesigen Erfolg im Karneval einige musikalische Perlen veröffentlicht haben, die heute kaum noch jemand auf dem Schirm hat. Wir haben für euch 11 Kölsche Lieder für jede Lebenslage rausgesucht, die ihr an Wieverfastelovend in kaum einer Kneipe hören werdet.
1. "Arsch huh, Zäng ussenander" von der AG Arsch Huh
Der 9. November 1992. Chlodwigplatz. Nach den rassistischen Anschlägen von Rostock-Lichtenhagen und Solingen reicht es den kölschen Künstler*innen. "Arsch Huh" wird ins Leben gerufen, bei der Kundgebung in der Südstadt soll ein klares und nachhaltiges Zeichen gegen Rassismus gesetzt werden. Die Organisator*innen rechnen mit ein paar tausend Zuschauer*innen – doch als das Konzert losgeht, platzt der Chlodwigplatz aus allen Nähten. Weit über 100.000 Zuschauer*innen haben sich auf den Weg in die Südstadt gemacht. Zum Finale stehen alle beteiligten Künstler*innen – darunter BAP, die Bläck Fööss, Höhner und noch viele mehr – auf der Bühne und performen den Song des Abends: "Arsch huh, Zäng ussenander", eine Rock-Hymne gegen Rassismus, die auch heute noch brandaktuell ist: "Wie wöhr et, wemmer selver jet däät, wemmer die Zäng ens ussenander kräät? Wenn mir dä Arsch nit huhkrieje, ess et eines Daachs zo spät."
2. "Für et Hätz un jäjen d'r Kopp" von L.S.E.
L.S.E. – das sind Rolf Lammers, Arno Steffen und Tommy Engel, die 1992 die erste kölsche Super-Band gegründet haben. Das Trio steht für nachdenkliche Texte, aber auch für klassische Krätzje. Ihr Debütalbum "Für Et Hätz Und Jäjen D'r Kopp" ist durch die Bank weg hörenswert, das Highlight ist aber der Titelsong mit Gänsehaut-Garantie. Kostprobe gefällig? Gerne: "Do säss, loss et doch blieve, weil de doch nix ändre kanns. Ich weet et immer neu riskiere, denn ich gläuve fess daran. Für et Hätz un jäjen d'r Kopp, für d'r Düvel un d'r leeve Jott."
3. "Tommi" von AnnenMayKantereit
Zugegeben, bei "Tommi" handelt es sich nicht wirklich um einen kölschen Song. Aber die Jungs von AnnenMayKantereit besingen ihr Heimweh und ihre Liebe zu Köln so schön und mit so viel Gefühl und Melancholie, dass die Nummer definitiv auf diese Liste gehört – ob Kölsch oder nicht: "Tommi, ich glaub' ich hab' Heimweh."
4. "Müngersdorfer Stadion" von der Zeltinger Band
Ab und an braucht es einfach guten, alten Rock'n'Roll – das dachten sich in den späten 1970er-Jahren auch die ersten kölschen Bands. Jürgen Zeltinger und seine Zeltinger Band sind Kölschrock-Vertreter der ersten Stunde und landeten 1979 mit "Müngersdorfer Stadion" einen ihrer größten Hits: "Jetz käu ich sigg hüg morge an de Käues eröm, et wet immer heißer, isch gläuf, ich maach mich dönn. Die Schlang he am Arbeitsamt nemp och ke Eng, am beste jank isch schwemme im Stadion."
5. "Verdamp lang her" von BAP
An dieser Stelle wird es kontrovers, denn "Verdamp lang her" wird spätestens in den Abendstunden bei jeder Karnevalsparty gespielt. Doch eigentlich hat der 1981 erschienene BAP-Klassiker mit Karneval nichts zu tun – den Song hat Wolfgang Niedecken zwar an Rosenmontag geschrieben, allerdings im Karnevals-Exil im fränkischen Morlitzwinden. Im Text verarbeitet Niedecken den Tod seines Vaters, der wenige Monate zuvor verstorben ist: "Verdamp lang her, dat ich bei dir ahm Jraav wohr. Verdamp lang her, dat mir jesprochen hann un dat vum eine och jet beim andre ahnkohm – su lang, dat ich mich kaum erinnre kann."
6. "Do es jo de Oma" von Tommy Engel
Für viele Kölner*innen ist Tommy Engel der kölsche Sänger überhaupt. Eines seiner schönsten Solo-Stücke ist "Do es jo de Oma", eine kölsche Adaption des Mega-Hits "Senza una donna". Aufmerksame Leser*innen von Mit Vergnügen wissen, dass wir besonders in unseren Jodeln der Woche einen Ehrenplatz für die tollen Omis in Köln reserviert haben – und deswegen darf "Do es jo de Oma" auch in dieser Liste nicht fehlen: "Do es jo de Oma - un sin de Hoore och jrieß, ohne de Oma jeit janix mih."
7. "En d'r Nohbarschaff" von The Piano Has Been Drinking
In Anlehnung an den Tom Waits-Hit "The Piano Has Been Drinking" gründeten Gerd Köster, Matthias Keul und einige andere Kölner Musiker*innen Ende der 1980er-Jahre eine Band mit demselben Namen – und verdienten sich schnell einen Kultstatus in Köln. Stellvertretend für das Gesamtwerk von The Piano Has Been Drinking sei "En d'r Nohbarschaff" genannt, einen Song, den Köster und seine Band auch beim "Arsch Huh"-Konzert 1992 auf dem Chlodwigplatz zum Besten gegeben haben: "Nevvenahn es en Huhzick, e Huus wigger wohnt dä Schäng. Dä wor 6 Johr en Mehrheim, dä bütz nur noch de Wäng."
8. "Niemols im Läve" von Brings
Wir lieben Brings und ihre Karnevals-Hits. Unzählige Male haben wir schon zu "Superjeilezick", "Kölsche Jung" oder "Polka, Polka, Polka" getanzt und gefeiert. Aber bei Brings gibt es auch eine Zeit vor dem Karneval. Im Jahr 1997, vier Jahre vor dem riesigen Erfolg von "Superjeilezick", brachten Peter Brings & Co. eines der schönsten kölschen Liebeslieder überhaupt auf den Markt – "Niemols im Läve". Eine Ballade, die auf keiner kölschen Playlist fehlen darf: "Ich hat niemols im Läve su e Feeling im Buch un ich dät alles jevve, du hät's dat Feeling uch."
9. "Leopardefellhoot" von Wolfgang Niedecken
Wer Wolfgang Niedecken kennt, weiß, dass der BAP-Gründer ein großer Fan von Bob Dylan und seinem Werk ist. Zuletzt verfasste er sogar das Buch "Dylanreise" und war damit auf Tour durch Deutschland. Schon 1995 veröffentlichte Niedecken erstmals ein Album mit kölschen Covern der größten Dylan-Songs: "Leopardefell". Die Platte ist ein kleines Meisterwerk und besonders der fetzige Titelsong lädt dazu ein, das Tanzbein zu schwingen: "Du balanciers en wie'n Matratz op 'ner Flasche ‘Pernod‘, dä Leopardefellhoot steht dir joot!"
10. "Sackjeseech" von Köster & Hocker
Ein Konzert von Gerd Köster und Frank Hocker ist immer ein Erlebnis. Das Duo versteht es wie kaum jemand sonst, das Publikum mit kölschen Krätzje, mit Witz und Humor, in ihren Bann zu ziehen. Ob eigene Produktionen oder kölsche Cover von internationalen Hits, bei den Songs von Köster & Hocker empfiehlt es sich immer, einen genaueren Blick auf die Texte zu werfen – denn da werdet ihr feinen Sarkasmus, sozialkritische Passagen, aber auch mal ein bisschen Blödsinn wiederfinden. So auch in "Sackjeseech": "Du bes un blievs e Sackjeseech, ejal wat du sääs, ejal wat du määs, du bes die Superquall."
11. "Ich han 'nen Deckel" von den Bläck Fööss
Natürlich dürfen die Bläck Fööss auch auf dieser Liste nicht fehlen, denn längst nicht alle ihre Songs sind Karnevalsklassiker. Einige der schönsten Balladen der Kölner Musikgeschichte stammen von den Fööss, aber kaum ein Lied beschreibt das Heimweh nach Köln so gut wie "Ich han 'nen Deckel" aus dem Jahr 1978: "Ich hätt niemols, niemols jedaach, dat ich Kölle su jän maach. Denn Kölle, dat es die Stadt, wo ich jroß jewoden ben. Un irjendwann muß ich dann, wenn ich kann, widder hin."