Köln hakt nach: Was steckt hinter dem Betonklotz auf den Ringen?
"Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm!" Die Sesamstraßen-Fans unter uns haben diese lebenswichtige Weisheit natürlich längst verinnerlicht. Trotzdem traut man sich bei der ein oder anderen Frage dann doch nicht, sie zu stellen. Weil sie zu banal erscheint – oder man schlichtweg nicht weiß, wer die Antwort kennen könnte. Hier kommen wir ins Spiel! Wir haken für euch nach. Denn wir finden: Fragen – seien sie noch so simpel – sind nicht nur was für Kinder. Schließlich begegnen wir in Köln immer wieder kuriosen Dingen, die uns staunend oder fragend zurücklassen. Geht euch genauso? Dann schickt uns eure Fragen – wir beantworten sie oder suchen jemanden, der das kann.
Nina fragt: Was steckt hinter dem Betonklotz auf den Ringen?
Den eckigen Betonklotz auf den Ringen haben wohl die meisten Kölner*innen schon entdeckt. Erzählt man, was sich hinter diesem ungewöhnlichen Ungetüm versteckt, erntet man aber doch manchmal noch ungläubige Blicke. Wir packen diese Geschichte gerne nochmal für euch aus.
Sie ist nämlich wirklich zum Staunen: Der Kölner Künstler Wolf Vostell hat seinen Opel 1969 einbetoniert – bei laufendem Motor und angeschaltetem Radio. Damals stand der Opel aber nicht auf den Ringen, sondern auf der Domstraße vor der Galerie art Intermedia. Seine Kunstaktion zog damals schon neugierige Blicke auf sich – ein paar davon könnt ihr euch glücklicherweise auch heute noch auf YouTube ansehen.
"Ruhender Verkehr" – so nannte Vostell sein Werk und genau diesen Verkehr wollte er damit auch kritisieren. Straßen, die nur für den motorisierten Verkehr ausgelegt sind und ein Stadtbild voller parkender Autos – das störte Vostell damals schon genauso wie uns heute.
Als Störfaktor auf der Domstraße durfte die Aktionsplastik aber nicht stehen bleiben – da hatten Stadt und Ordnungsamt schnell etwas dagegen. Das einbetonierte Auto wurde auf den Neumarkt verfrachtet und sollte Teil eines Skulpturenparks, dieser kam aber nie zustande. Später wurde das Kunstwerk in Paris und Berlin ausgestellt. Einige Zeit stand es außerdem vor der ehemaligen Kölner Kunsthalle am Josef-Haubrich-Platz.
Letztendlich landete der „Ruhende Verkehr“ dann auf dem Mittelstreifen der Kölner Ringe. Dort ist die Plastik zwar für alle gut zu sehen, belegt aber – entgegen Vostells eigentlicher Intention – gar keine Parkplätze mehr. Stattdessen kann der Verkehr rege an Vostells Kunstwerk vorbeifließen. Vielleicht würden die aktuellen Entwicklungen Vostell, der 1998 verstorben ist, aber trotzdem noch erfreuen: Schließlich erobern sich die Fahrradfahrer*innen auf den neuausgebauten Radwegen auf den Ringen doch wieder einen Teil der Straße zurück.
Falls ihr die Geschichte bisher nicht kanntet, seht ihr den Betonklotz auf den Kölner Ringen jetzt vielleicht mit anderen Augen – oder stellt euch, wie wir, jedes Mal das Auto vor, das sich bis heute hinter dem Beton versteckt.