Retro-Flair und Boeuf Bourguignon im Bagatelle Bistro im Palmengarten

© Wolfgang Schiffbauer

Wir sitzen noch keine zehn Minuten an unserem Tisch im Bagatelle Bistro im Palmengarten, als sich eine Gruppe älterer Herrschaften an den Nachbartisch setzt. Eine Dame hält kurz inne und verkündet dann im typischen Kölschen Lokalkolorit "op d'nne Stöhl han ich schon vor 30 Johr gesesse" – eine Szene, die den Retro-Flair in der im Dezember eröffneten neuesten Dependence des Bagatelle-Universums perfekt beschreibt. Schließlich lag die Gastronomie in der Mülheimer Stadthalle "20 bis 30 Jahre" brach, wie uns Betriebsleiterin Janni bei unserem Besuch verrät. "Die Stühle standen die ganze Zeit über im Keller", sagt Janni, die 2017 in der Bagatelle in Ehrenfeld angeheuert hat und für Inhaber Daniel Rabe und seine Frau Reja die erste Wahl für die Leitung ihres neuen Restaurants gewesen ist. "Wir mussten sie natürlich ein wenig entstauben", fügt sie lächelnd hinzu.

© Wolfgang Schiffbauer

Überhaupt ist das Retro-Feeling im Bagatelle Bistro am Palmengarten allgegenwärtig. Das zeigt auch die riesige Fotografie des "alten" Palmengartens, die einen prominenten Platz im Restaurant einnimmt. Die Ähnlichkeiten in der Einrichtung und im Stil sind unübersehbar – und doch hat Reja Rabe, die für die Inneneinrichtung der Bagatellen verantwortlich ist, eine funktionierende Fusion aus Retro und modernen Elementen geschaffen. "Kürzlich haben wir eine Reservierung von einem Ehepaar reinbekommen, die im alten Palmengarten geheiratet haben", erzählt uns Janni. "Darüber freut man sich natürlich. Das sind schöne Geschichten." Trotzdem wird in der neuen Bagatelle nicht nur in der Vergangenheit gelebt, vielmehr soll das weitläufige Restaurant der neue Veedels-Treffpunkt in Mülheim werden. "Mülheim ist ja im Kommen", sagt die Betriebsleiterin. "Wir wollen, dass sich die Menschen hier treffen, ob für ein leckeres Abendessen oder auch nur auf ein paar Drinks."

© Wolfgang Schiffbauer
© Wolfgang Schiffbauer

Drinks können die Gäste auch direkt an der schön gestalteten Bar des Bagatelle Bistro im Palmengarten genießen – und dabei einen Blick auf Pflanzen, Kerzenschein und die rustikalen Bistro-Möbel des Restaurants werfen. Die Einrichtung ist mit viel Liebe gestaltet, der französische Einschlag – typisch für eine Bagatelle – nicht zu übersehen. Die Tische im oberen Bereich des Palmengarten sind Gästen mit Reservierung vorbehalten, während der untere Teil und ein zusätzliches Räumchen für spontanentschlossene Gäste oder Gesellschaften frei bleibt. Apropos Gesellschaften: Samstags ist der Palmengarten für den normalen Publikumsverkehr geschlossen, denn der Tag ist für private Events wie Hochzeiten, Geburtstage oder Firmenfeiern reserviert.

Anders als wir es von der Bagatelle in der Südstadt oder in Sülz gewohnt sind, setzt man im Palmengarten übrigens nicht auf die beliebten kleinen Tapas. Stattdessen präsentiert Küchenchef Ralf Jährig eine schöne Auswahl aus großen Hauptspeisen wie Boeuf Bourguignon, Moules Frittes oder Schweinebäckchen, kleinen Snacks wie den Trüffel-Parmesan-Pommes oder dem gebackenen Camembert, Vorspeisen und vegetarischen oder veganen Kreationen, darunter ein Chili avec Tofu oder eine korsische Auberginen-Bolognese. Uns läuft beim Blick auf die Speisekarte schnell das Wasser im Mund zusammen.

© Wolfgang Schiffbauer
© Cosima Lorenz

Obwohl sich die Auswahl auf der Karte im Rahmen hält, können wir uns zunächst nicht entscheiden – und fragen Betriebsleiterin Janni nach ihrer Empfehlung. Uns wird schnell klar, dass am Boeuf Bourguignon kein Weg vorbeiführt. Das Fleisch stammt übrigens aus der Mülheimer Naturfleischerei Bosbach, überhaupt setzt man im Palmengarten auf regionale und nachhaltige Zutaten. Zusätzlich zum französischen Rindergulasch wählen wir den Salade de chevre mit gebackenem Ziegenkäse und zum Einstieg die veganen Ratatouille-Bruschetta und die Trüffel-Parmesan-Pommes.

Vorweg: Wir haben unsere Wahl nicht bereut. Die belgischen Pommes sind kross, die Mayo mit Trüffeln und Parmesan ein geschmacklicher Genuss. Das Ratatouille schmeckt auf dem warmen Baguette wirklich gut. Man merkt, dass auf frische Zutaten gesetzt wird. Die Portionen sind groß, die Preise fair. Wer zu einem Glas Wein oder einem Gin Tonic nur ein bisschen Bar-Food schnabulieren möchte, ist bei den Kleinigkeiten auf der Speisekarte genau richtig.

© Wolfgang Schiffbauer
© Wolfgang Schiffbauer

Das Highlight ist für uns dann aber tatsächlich das hauchzarte Boeuf Bourguignon. Meine Kollegin Cosima formuliert es treffend: "Das schmeckt wie selbst gekocht, aber auf eine sehr gute Art!" Der Gulasch ist lecker, die Kartöffelchen auf den Punkt gekocht, die Sauce geschmacklich intensiv, die Gewürze sitzen. Dazu gibt es einen kleinen Feldsalat, der sich von einem normalen Beilagensalat deutlich abhebt. Der Ziegenkäsesalat weiß ebenfalls zu überzeugen, besonders die Kombination aus dem gebratenen Käse und dem hausgemachten Zwiebelchutney sorgt für Gaumenfreude. Das Senfdressing schmeckt uns gut, könnte aber für den ein oder anderen etwas zu intensiv geraten sein.

Am Ende sind wir satt und glücklich, lediglich ein Espresso passt noch rein. Auf das angepriesene Mousse au chocolat müssen wir leider verzichten. Rien ne va plus – nicht's geht mehr (rein). Wir hatten einen schönen Abend in einer einzigartigen Location mit toller Atmosphäre und einer bunten Mischung an Gästen: Ob jung, ob alt, ob Kölsch, ob zugezogen – für Freund*innen einer rustikalen, aber kulinarisch überzeugenden Bistro-Küche ist das Bagatelle Bistro im Palmengarten eine klare Empfehlung.

© Wolfgang Schiffbauer

Ein kurzes Schlusswort noch zur Location der neuen Bagatelle. Das Restaurant verfügt zwar über einen eigenen Eingang, ist aber direkt in der Stadthalle Mülheim beheimatet. Die hat Familie Raabe auch gleich mit übernommen und veranstaltet dort Events wie Karnevalssitzungen und Co.. Deswegen kann es an Veranstaltungstagen auch im Restaurant mal etwas lauter werden – für die einen ist das ein atmosphärischer Pluspunkt, andere wollen aber einen ruhigeren Abend genießen. Deswegen empfiehlt es sich, bei einem geplanten Besuch im Bistro kurz den Event-Plan auf der Webseite der Stadthalle (im Moment noch in Bearbeitung) und der Bagatelle zu checken.

Die wichtigsten Facts zum Bagatelle Bistro im Palmengarten

Besonderheit: Die vielen Pflanzen, das Retro-Flair und der typische Bistro-Touch der Bagatelle machen das Bistro zu einer ganz besonderen Dinner-Location.

Mit wem: mit Freund*innen oder der Familie für einen gemütlichen Abend in toller Atmosphäre – und bei einem romantischen Date

Unbedingt probieren: das Boeuf Bourguignon und die Trüffel-Parmesan-Pommes

Preise: Boeuf Bourguignon 17 Euro, Salade de chevre 15,50 Euro, Ratatouille-Bruschetta 8,80 Euro, Trüffel-Parmesan-Pommes 8 Euro, Gilden Kölsch vom Fass (0,2l) 2 Euro, Bagatelle Tischwein Weiß (0,2l) 5,50 Euro

Bagatelle Bistro im Palmengarten | Jan-Wellem-Straße 2, 51065 Köln | Montag – Freitag: 17–23 Uhr, Sonntag: 15–23 Uhr, Küche je 17–21.30 Uhr | Mehr Info

Noch mehr tolle Dinner Locations

Leckere italienische Tapas im Bisù in Sülz
Denkt man an italienische Restaurants, kommen den meisten wahrscheinlich zuerst Pizza und Pasta in den Sinn. Dass die italienische Küche aber noch so viel mehr zu bieten hat, das beweist das Bisù in Sülz.
Weiterlesen
Wiener Schnitzel in der Speisekammer
"Yabancı olarak geliyorsun arkadaş olarak ayrılıyorsun" – "Du kommst als Fremder und gehst als Freund". Dieses alte türkische Sprichwort ist geradezu prädestiniert dazu, einen Besuch in der Speisekammer zu beschreiben.
Weiterlesen

Entdecke die besten Restaurants, Bars und Plätze in deiner Nähe.

Zur neuen Karte!
Zurück zur Startseite