Causa E-Scooter: Dann fahrt halt anständig!
E-Scooter – sie stehen im Weg rum, sind gefährlich, werden in den Rhein geworfen. Also weg mit den Dingern, so wie es in Paris gerade beschlossen wurde? Ich sage: Nein! Und das, obwohl ich nur alle Jubeljahre einen E-Scooter nutze und schon das ein oder andere Mal ein waghalsiges Ausweichmanöver hinlegen musste, weil der*die Fahrer*in die Verkehrsregeln eher als Empfehlung gesehen hat. Ganz zu schweigen von den unzähligen Rollern, die im Rhein oder im Gebüsch landen, achtlos mitten auf Fußgängerwegen abgestellt oder in einem Anflug von Vandalismus von irgendwelchen Vollidioten – pardon my French – zerstört werden.
Bei vielen schaltet das Gehirn in dem Moment aus, in dem die Rollermiete beginnt.
Dann gibt's da noch Unternehmen wie Bird, die sich 2022 vom deutschen Markt zurückgezogen haben. Leider haben sie aber das Aufräumen vergessen, denn auch heute findet man in Köln noch zig Roller der Marke, die nutzlos in der Gegend herumstehen und die ohnehin schon engen Kölner Gehwege noch enger machen. Ein Traum für Hacker, die sich so einen ganzen Fundus an E-Scootern ergaunern können – denn wo kein Kläger, da kein Richter.
Es gibt viele Probleme beim Umgang mit E-Scootern. Daran besteht kein Zweifel. Aber die kleinen Elektroroller können auch eine ganze Menge Spaß machen und sinnvoll sein. Ich habe mal mit einem E-Scooter eine wahnsinnig coole Tour an der Küste von San Francisco gemacht und bin über die Golden Gate Bridge gefahren – die Betonung liegt auf "gefahren" und nicht auf "gerast". Genau da liegt der Hund begraben – bei den Anwender*innen. Bei vielen schaltet nämlich das Gehirn in dem Moment aus, in dem die Rollermiete beginnt. Anders kann ich mir den Irrsinn, den so manche auf den E-Scootern produzieren, nicht erklären.
Dabei ist Verantwortungsbewusstsein auch bei Vekehrsmitteln mit kleiner Motorisierung verdammt wichtig. Auch bei einem Tempo von 20 km/h können Unfälle mit schlimmen Verletzungen passieren. Hier sind aber auch die Anbieter gefragt, die klarere Regeln für den Umgang mit ihren E-Scootern aufstellen müssen. Außerdem braucht die Stadt Köln dringend ein funktionierendes Konzept mit klar abgesteckten Parkzonen, einem E-Scooter-Limit und vielem mehr. Die Rollerparkplätze, die es inzwischen ja gibt, sind da einfach zu wenig.
Es müssen mehr und bessere Strukturen geschaffen werden, damit die Vorteile der E-Scooter zum tragen kommen. Die Dinger sind ein günstiges und klimafreundlicheres Fortbewegungsmittel und eignen sich perfekt für kurze Wege und kleine Erkundungstouren. Aber es braucht eben einen anständigen Umgang mit E-Scootern – von allen Seiten.
Übrigens wäre ein Verbot juristisch auch kaum umsetzbar, denn E-Scooter sind als Elektrokleinstfahrzeuge Teil des Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetzes des Landes Nordrhein-Westfalen. Darin heißt es nämlich klipp und klar: "Die Nutzung von Elektrokleinstfahrzeugen soll nicht durch kommunale Satzungen so eingeschränkt werden, dass ihr Angebot dadurch verhindert wird."