Hört auf, jeden neuen Laden als Hipster-Kram zu bashen!
Leute, jetzt muss ich tatsächlich die Hipster in Schutz nehmen. Das werden mir meine Freund*innen monatelang – monatelang! – auf’s Brot schmieren. Denn ich bin der Letzte, den ihr jemals mit einem Hipster-Bun op d’m Kopp sehen werdet. Ich muss mir das Schmunzeln verkneifen, wenn ich in einem überschaubaren Café gleich achtmal dieselbe Frisur sehe. Die Individualität, die so mancher Hipster gerne für sich beansprucht, bleibt da irgendwie auf der Strecke.
Aber egal, denn ein fragwürdiger Frisuren-Geschmack macht noch lange keinen schlechten Menschen. Mir begegnet es in letzter Zeit immer häufiger, dass jeder neue Laden, jede neue Idee, jeder kreative Einfall als "Hipster-Kram" gebasht wird – das ist doch deutlich größerer Blödsinn! Zum einen sind die meisten Hipster, die ich kenne, Stammgäste in urigen Eckkneipen und wissen sowohl das Neue, als auch das Traditionelle sehr zu schätzen. Und zum anderen sollten wir doch glücklich darüber sein, dass es in unserer schönen Stadt so ein breites Spektrum an Kultur, an Gastronomie, an kleinen Lädchen und Geschäften gibt. Überhaupt: Ist nicht jede Jeck anders? Oder ist Schubladen-Denken etwa wieder en vogue?
Ich persönlich liebe die urigen, die traditionellen, die kultigen kölschen Lokale – ich bin mit einer solchen Gastronomie aufgewachsen. Wenn ich ein Kölsch trinken gehe, dann fühle ich mich in einer typischen Kneipe am wohlsten. Ich brauche auch keinen Techno im Frühstücks-Café. Aber ich habe in den letzten Jahren unzählige Neueröffnungen ins Herz geschlossen und meinen kulinarischen und kulturellen Horizont damit erweitert – und das alles vor meiner Haustür.
Ist Schubladen-Denken etwa wieder en vogue?
Ich kann mir heute ein deftiges Schnitzel gönnen – oder eine vegane Poké Bowl. Ich kann beinahe täglich etwas Neues ausprobieren – und trotzdem danach in einer Traditions-Kneipe meinen Absacker trinken. Ist es nicht genau diese Vielfalt, die Köln so lebenswert macht?
Vielleicht sollten wir alle ein bisschen mehr Hipster sein. Nicht unbedingt bei den Frisuren, aber bei Weltoffenheit und Neugierde. Vielleicht sollten wir neue Dinge ausprobieren, bevor wir uns ein Urteil bilden. Glaubt mir, ihr werdet es nicht bereuen – denn Köln hat wirklich viel zu bieten. Man muss sich nur drauf einlassen.