Köln hakt nach: Was ist mit der "Wurstbraterei" passiert?
In Köln begegnen uns immer wieder kuriose Dinge, die uns staunend oder fragend zurücklassen. In unserer Serie "Köln hakt nach" gehen wir darum Fragen, Phänomenen und kuriosen Geschichten aus Köln auf den Grund. Auch ihr habt etwas entdeckt? Dann schickt uns eure Fragen!
Wieso steht die "Wurstbraterei" aus dem Tatort nicht mehr am Rheinufer?
Kaum eine Imbissbude ist in Deutschland so bekannt wie die Kölner "Wurstbraterei". Den Ruhm verdankt der Würstchen-Stand aber nicht etwa irgendeiner besonderen Pommes-Kreation, sondern einer prominenten Rolle im Kölner Tatort. Bereits seit 1997 gehen die Kommissare Ballauf und Schenk (gespielt von Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär) in der Domstadt auf Verbrecherjagd – und gönnen sich nach beinah jedem erfolgreich abgeschlossenen Fall an der "Wurstbraterei" einen kleinen Snack und ein kühles Kölsch. Kein Wunder also, dass der urige Imbisswagen bei Tatort-Fans schon lange Kultstatus genießt.
Am Neujahrstag wurde der 86. Fall von Ballauf und Schenk ausgestrahlt. Typisch für den Tatort, der seit 1970 über die Bildschirme in Deutschland flimmert und damit das am längsten bestehende fiktionale TV-Format ist, um 20.15 Uhr in der ARD. Doch in der Episode "Schutzmaßnahmen" ist von der "Wurstbraterei" keine Spur. Aufmerksame Tatort-Gucker*innen vermissen den Wagen sogar schon länger. Im Rahmen unserer Serie Köln hakt nach spielen wir deshalb auch mal Kommissar – und gehen dem Rätsel um die verschwundene "Wurstbraterei" auf den Grund.
Hinter der "Wurstbraterei" steckte keine TV-Kreation, sondern ein echter Gastronomiebetrieb. Die Eheleute Ralf und Eva Jäger-Vosen haben den Imbiss über 13 Jahre lang betrieben, über 60 Jahre war der Wagen im Familienbesitz. Die Folgen der Corona-Pandemie und der Krebs-Tod der eigenen Tochter sorgten dann aber im Jahr 2020 für das Aus der "Wurstbraterei". "Wir haben keine Nachfolgerin mehr, meine Frau und ich sind alleine", sagte Ralf Jäger-Vosen einst im Gespräch mit koeln.de über die Geschäftsaufgabe.
Im Spätsommer 2020 wurde die "Wurstbraterei" noch mal für Tatort-Dreharbeiten genutzt – in der Episode "Wie alle anderen auch" ist sie ein letztes Mal zu sehen. Für die Drehs wurde die Imbissbude übrigens extra nach Deutz gebracht, damit im Fernsehen das tolle Dom-Panorama zu sehen ist. Eigentlich stand die "Wurstbraterei" nämlich im Rheinaufhafen.
Die "Wurstbraterei" ist ein Stück deutscher TV-Geschichte – und hat deswegen auch einen würdigen Platz gefunden. Heute steht der Imbisswagen im Freilichtmuseum Kommern in der Eifel und wird bei besonderen Events sogar noch genutzt. Doch zu weiteren Tatort-Einsätzen wird es wohl nicht mehr kommen, obwohl es hierfür bereits Pläne von Seiten des WDR gegeben hat. Das Problem: Die "Wurstbraterei" ist zwar noch brat-, aber nicht mehr fahrtauglich. Dadurch wäre der Transport-Aufwand "zu groß", wie eine Sprecherin des Westdeutschen Rundfunks den Kolleg*innen von Verliebt in Köln vor einiger Zeit mitteilte. Ballauf und Schenk werden ihr Feierabend-Kölsch in Zukunft also an einem anderen kölschen Ort trinken müssen.