Bye bye Köln, hallo New York City – was ich vermissen werde

© Christin Otto | Mike C. Valdivia

In ihrer Kolumne "Köln, was geht?" schreibt Tessniem über das, was ihr in ihrer Wahlheimat Köln begegnet, was sie bewegt, zum Lachen, aber vielleicht auch zum Weinen oder Nachdenken bringt. Hier am Rhein fühlt sich die gebürtige Pott-Deutsche angekommen, denn sie hat sich in die "Köllefornia Vibes" verliebt. Ihr habt Rückmeldungen, Fragen, Feedback oder Liebesbriefe für Tessniem? Dann schreibt ihr einfach!

Big News: Für mich geht’s im November zwei Monate lang für eine Hospitanz nach New York City. Krasse Stadt, unendliche Möglichkeiten – das wird vermutlich eine unvergessliche Zeit. Und trotzdem muss ich während meiner letzten Tage in Köln vor allem daran denken, dass der Big Apple einfach nicht Köln ist. Das mag vielleicht lächerlich klingeln, weil New York nun mal dieser "concrete jungle where dreams are made of" ist und "there’s nothing you can’t do in New York".

Aber ich merke jetzt schon, dass das nicht stimmt. There are things you can’t do – und das sind vor allem kölsche Dinge, die ich während dieser beiden Monaten richtig vermissen werde.

Während Köln für mich die perfekte Größe hat, ist New York City für mein Gefühl einfach zu viel.

Fehlen werden mir die kurzen Wege. In Köln bin ich mit dem Fahrrad in 20 Minuten überall – und bis in den Pott, wo ich geboren und aufgewachsen bin, dauert es mit der Bahn auch nicht mal eine Stunde. In New York hingegen braucht es allein für den Weg von meiner Unterkunft bis zur Arbeit mindestens 40 Minuten mit der Bahn – und das, obwohl ich ziemlich zentral wohnen werde.

Während Köln für mich die perfekte Größe hat, ist New York City für mein Gefühl einfach zu viel. Absolute Reizüberflutung. Für zwei Monate eine spannende Erfahrung, aber für immer? Eher nicht. Obwohl ich noch nicht mal dort bin, habe ich schon jetzt das Gefühl, dass ich mir spätestens nach den ersten paar Wochen ein wenig Ruhe und Abstand vom Trubel wünschen werde.

Wenn mich in Köln dieses Überforderungs-Gefühl überkommt, flüchte ich einfach in den Stadtwald samt Tierpark oder in den Grüngürtel – das ist alles ums Eck. Und in New York City? Gibt es eigentlich nur den Central Park – und viele hohe Gebäude, Autos und Menschen.

In New York sieht die Café-Kultur ganz anders aus.

Dann braucht es eben städtische Rückzugsorte – noch eine Sache, die ich an Köln liebe. Hier kann ich stundenlang in meinen Lieblingscafés sitzen und an einem einzigen Hafer-Cappuccino rumnuckeln, während ich ein Buch lese oder arbeite – und das, ohne rausgeschmissen oder alle paar Minuten gefragt zu werden, ob ich nicht noch etwas bestellen möchte.

In New York sieht die Café-Kultur ganz anders aus. Ich habe mir sagen lassen, dass es in der Mega-Metropole vor allem darum geht, schnell fertig zu werden und Platz für andere Kund*innen zu machen. Ungemütlich!

Mit der kölschen Offenheit können es die Amerikaner*innen nicht aufnehmen.

Und die Menschen? Kann sein, dass die aufgesetzte und übertriebene Freundlichkeit der Amerikaner*innen am Ende nur ein Klischee ist, aber eines ist sicher: Mit der Offenheit der kölsche Frohnaturen und der generell sympathischen Art der Menschen in NRW werden sie es nicht aufnehmen können.

Apropos rheinischer Frohsinn: Den Karnevalsauftakt werde ich natürlich verpassen. Das ist ja schon eine Sünde an sich, ich weiß. Ein wirklicher Karnevals-Fan bin ich zwar nicht, aber den ganzen Trubel am 11.11. werde ich trotzdem vermissen. Deswegen ist jetzt schon klar: An diesem Tag wird zumindest Karnevalsmusik gehört!

Bevor ich aber endgültig meinen Koffer packe und in den Flieger in Richtung Big Apple steige, werde ich ganz kölsch Abschied nehmen: eine Büdchen-Spezi kaufen und noch mal am Dom vorbei spazieren, um "Bye Bye" zu sagen. Denn auch wenn es auf der Welt sicherlich schönere Kirche gibt – das schulde ich meinem Köln und dem Dom dann doch!

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