Köln hakt nach: Warum gibt es an St. Martin Weckmänner?

© Cosima Lorenz

In Köln begegnen uns immer wieder kuriose Dinge, die uns staunend oder fragend zurücklassen. In unserer Serie "Köln hakt nach" gehen wir darum Fragen, Phänomenen und kuriosen Geschichten aus Köln auf den Grund. Auch ihr habt etwas entdeckt? Dann schickt uns eure Fragen!

Stutenkerl, Klausenmann, Hefekerl, Dambedei oder eben Weckmann – das süße Hefegebäck mit der Pfeife im Arm hat allein im Rheinland mehr als 50 verschiedene Namen. Die Bezeichnungen variieren zwar, die Zutaten bleiben aber identisch: Mehl, Hefe, Zucker, Salz und Fett werden beim Backen benötigt. Ab Herbst und pünktlich zu St. Martin am 11. November findet man die Weckmänner in fast jeder Kölner Bäckerei. Doch warum gibt es sie ausgerechnet an St. Martin?

© Nicola Dreksler | Cosima Lorenz

Im Rheinland ist es Tradition, dass Kinder nach dem Martinsumzug einen Weckmann geschenkt bekommen. Dass es rund um St. Martin Weckmänner gibt, hat aber noch einen anderen Grund: Menschen – zum Beispiel Büßer*innen oder Kranke –, die im Mittelalter nicht an der heiligen Messe teilnehmen durften, haben als Ersatz eine Teigfigur bekommen. Damit wurde der Weckmann geboren. Diese Figur sollte den Bischof Nikolaus von Myra abbilden, dessen Gedenktag der 6. Dezember war. Sein Erkennungsmerkmal war unter anderem ein Stab. Aus dem Grund hielt die Hefefigur damals ebenfalls einen Stab in der Hand und wurde – und wird – in vielen Teilen Deutschlands erst an Nikolaus gegessen.

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Im Laufe der Zeit – wahrscheinlich während der Reformation im 17. Jahrhundert – wurde der Stab durch eine Tonpfeife ersetzt, um das christliche Symbol zu verweltlichen. Zu dieser Zeit hatten die Pfeifenbäckereien in Deutschland ihre Blütezeit. Im 18. Jahrhundert sollen Rheinländer*innen dann schon im November damit angefangen haben, Weckmänner zu backen und diese nicht erst an Nikolaus, sondern schon drei Wochen vorher – an St. Martin – zu verteilen und zu essen.

Doch wie kam es dazu? Zurück geht der Brauch auf St. Martin – auch bekannt als Martin von Tours. Der Legende nach soll der seinen Mantel mit einem Schwert geteilt haben, um die Hälfte einem frierenden Bettler zu schenken. Dementsprechend wurden auch Weckmänner damals vor allem an Arme und Hilfsbedürftige, aber auch an Kinder verschenkt, um ihnen eine Freude zu machen. Deshalb gab es Weckmänner im Rheinland fortan bereits im November an St. Martin. Übrigens bekommen heute in einigen Orten Kinder nach dem Laternenumzug nur dann einen Weckmann, wenn sie ihn mit anderen teilen.

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