Köln hakt nach: Steht in Köln die vielleicht teuerste öffentliche Toilette Deutschlands?
In Köln begegnen uns immer wieder kuriose Dinge, die uns staunend oder fragend zurücklassen. In unserer Serie "Köln hakt nach" gehen wir darum Fragen, Phänomenen und kuriosen Geschichten aus Köln auf den Grund. Auch ihr habt etwas entdeckt? Dann schickt uns eure Fragen!
Warum wird in Köln ein öffentliches Klo für 10.000 Euro im Monat bewacht?
Was haben das Dach der Kölner Philharmonie und eine öffentliche Toilette in der Innenstadt gemeinsam? Richtig, beide werden für viel Geld bewacht, damit sich drinnen alle wohlfühlen. Was sich absurd anhört, ist beim Heinrich-Böll-Platz, der sich über das Dach der Philharmonie erstreckt, bereits seit 1999 Standard und seit Mai letzten Jahres darf sich auch ein kleines Klohaus in der Krebsgasse zu den VIPs (Very Important Places) von Köln zählen.
Diese Sonderbehandlung lässt sich die Stadt Köln monatlich etwa 10.000 Euro kosten. So viel Geld geht für die Mitarbeiter*innen einer Securityfirma drauf, die werktags von 9 bis 21 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 9 bis 18 Uhr die Tür des Klohäuschens im Blick behalten. Dafür wurde extra ein zur Toilettenanlage farblich abgestimmter Container neben das Klohaus gestellt, in dem die Schicht angetreten wird.
Hintergrund dieser höchst eigenartigen und vor allem teuren Aktion ist die Lage der Toilette. In unmittelbarer Nähe zum Neumarkt wurde das 2015 eröffnete Klo – das die Stadt immerhin über 120.000 Euro gekostet hat – häufig von Drogenabhängigen als Konsumraum oder von Obdachlosen als Schlafplatz zweckentfremdet.
2017 wurde die Toilette deswegen vorerst auf unbestimmte Zeit geschlossen. Wie ein Sprecher der Stadt dem Kölner Stadt-Anzeiger berichtete, konnte aus städtischer Sicht im Vorfeld "nicht mit einer widerrechtlichen Nutzung durch Drogenabhängige in diesem Umfang gerechnet werden". Diese Aussage ist – wie auch die Klo-Posse selbst – ein schlechter Scherz, denn um den Konsum und Verkauf von Drogen am Neumarkt weiß die Stadt schon wesentlich länger Bescheid.
Die Bewachung ist notwendig, um die Nutzbarkeit des City-WC zu gewährleisten
Um "die Nutzbarkeit des City-WC zu gewährleisten", wie eine Stadtsprecherin es umschreibt, wird nun also in etwas diskreterer Türstehermanier geschaut, wer im Klohaus sein Geschäft verrichtet. Das verprasst nicht nur sehr viele Steuergelder, sondern behebt auch nicht das eigentliche Problem: den Drogen-Hotspot am Neumarkt.
Ob es sich bei der Toilettenanlage nun wirklich um das teuerste Klo Deutschlands handelt, wie die BILD vor Kurzem titelte? Auf öffentlicher Ebene sicher eines der höherpreisigen stillen Örtchen, aber immerhin billiger als die Bewachung des Heinrich-Böll-Platzes, die laut KStA bis 2021 bereits 3,1 Millionen Euro gekostet haben soll.