Köln hakt nach: Warum wird der Heinrich-Böll-Platz über der Philharmonie ständig bewacht und abgesperrt?

© Christin Otto

In Köln begegnen uns immer wieder kuriose Dinge, die uns staunend oder fragend zurücklassen. In unserer Serie "Köln hakt nach" gehen wir darum Fragen, Phänomenen und kuriosen Geschichten aus Köln auf den Grund. Auch ihr habt etwas entdeckt? Dann schickt uns eure Fragen!

Warum wird der Heinrich-Böll-Platz über der Philharmonie ständig bewacht und abgesperrt?

Die meisten Kölner*innen und auch viele Touris kennen es: Läuft man vom Dom aus in Richtung Hohenzollernbrücke, wird man auf dem Weg dorthin gerne mal von Security zur Ordnung gerufen. Und zwar immer dann, wenn man den Heinrich-Böll-Platz betritt. Der wird nämlich regelmäßig bewacht und abgesperrt. Doch warum eigentlich?

Die Antwort lautet: Unter dem Heinrich-Böll-Platz befindet sich der Konzertsaal der Kölner Philharmonie – und weil hier besonders "smarte" Architekt*innen am Werk waren, hört man dort jeden Rollkoffer und jedes Skateboard, das über den darüber liegenden Platz fährt. Das stört natürlich. Also wird während sämtlicher Events abgeriegelt – und das ganz schön oft. Konzerte, Proben, Aufnahmen – da kommt einiges zusammen und so wird der Heinrich-Böll-Platz durchschnittlich drei Mal am Tag gesperrt.

Immense Bewachungskosten

Weil Ordner*innen dann dafür sorgen, dass auch wirklich niemand einen Fuß auf den Platz setzt, kommt natürlich auch einiges an Kosten zusammen. Schließlich will das Wachpersonal auch bezahlt werden. Allein 2019 musste die Stadt dafür mehr als 220.000 Euro einplanen. Kein Wunder, dass es Köln mit diesem teuren Bau-Fail schon ins Schwarzbuch der Steuerverschwendung geschafft hat.

© Christin Otto

Warum beim mangelhaften Schallschutz nicht einfach nachgerüstet wurde? Das war der Stadt offenbar zu teuer und zu unsicher. Ein Gutachten von 1998 bezifferte die Kosten für eine umfassende Schallisolierung auf 9,2 Millionen Mark. Rechenfüchse merken natürlich sofort, dass die jährlichen Bewachungskosten diese Summe nach einigen Jahren schnell übersteigen. Doch die Stadt ließ sich seinerzeit nicht überzeugen – schließlich sei unklar, ob die Summe wirklich ausreiche und ob es überhaupt eine zufriedenstellende Lösung gebe.

Wer denkt, man könne die teuren Wachkräfte einfach durch günstiges Absperrband ersetzen oder jetzt noch nachrüsten: Das geht nicht. Die sind auf dem Heinrich-Böll-Platz nämlich nicht erlaubt, da er zu einem Gesamtkunstwerk gehört – "Ma’alot" von Dani Karavan erinnert seit 1986 an die Gräueltaten im Nationalsozialismus.

Bleibt wohl nur: Weiter absperren, weiter blechen und nicht aus der Ruhe bringen lassen. Denn wie heißt es in Köln so schön? Et kütt wie et kütt!

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