11 Fragen an Kölns OB-Kandidat*innen: Andreas Kossiski, SPD

Am 13. September sind Kommunalwahlen in Köln – gewählt werden dabei nicht nur der Stadtrat und die Bezirksvertretungen, sondern auch der oder die nächste Oberbürgermeister*in. Zur Wahl stellen sich 13 Kandidat*innen. Damit ihr wisst, wofür die einzelnen Bewerber*innen überhaupt stehen und welche Pläne sie für Köln haben, haben wir ihnen 11 Fragen gestellt – und um kurze, aber aussagekräftige Antworten gebeten. 

Andreas Kossiski engagiert sich schon lange – nicht nur politisch als Landtagsabgeordneter, sondern auch in Gewerkschaften. Zehn Jahre lang war er Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbunds, außerdem Polizeibeamter in verschiedenen Bereichen, erst in Schleswig-Holstein, dann hier in Köln. Sein politisches Interesse wurde im quasi in die Wiege gelegt – denn in seiner Familie waren alle in Gewerkschaften oder politisch aktiv. Der 62-Jährige ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. Und – er will Oberbürgermeister werden! Was er in Köln ändern will, hat er uns verraten.

1. Warum bist du in die Politik gegangen?
Weil Menschen wie Willy Brandt und Helmut Schmidt für mich bereits sehr früh in meiner Jugend politische Vorbilder waren. In meiner Familie waren alle in der Gewerkschaft und viele aktiv in der SPD. In diesem Umfeld war es logisch, dass auch ich Interesse an Politik entwickele. 

2. Was willst du besser machen als deine Vorgängerin?
Ich möchte den spürbaren Stillstand in vielen Bereichen dieser Stadt beenden. Dazu braucht es mehr Verantwortlichkeit und Verlässlichkeit der Stadtspitze. Bürgernähe und Zusammenhalt sind dazu unbedingt notwendig.

3. Ebertplatz, Neumarkt, Chlodwigplatz – Köln hat viele hässliche Plätze, aus denen man so viel mehr machen könnte. Wie sehen deine Pläne dazu aus?
Ich würde diese Liste noch um den Wiener Platz, Barbarossaplatz und den Brüsseler Platz erweitern. Ich werde alles dafür tun, dass jedes Veedel mindestens einen Platz mit guter Aufenthaltsqualität für die Menschen bekommt. Ein positives Beispiel hierfür, an dem ich auch aktiv beteiligt war, sind die mit Bürgerbeteiligung durchgeführten Aktivierungs- und Umbaumaßnahmen der Chorweiler Plätze. Hierfür haben Bund, Land und Stadt erhebliche Mittel in die Hand genommen und das brauchen auch alle aufgeführten anderen Plätze. Es geht nur im Zusammenspiel mit der Stadt, mit der Polizei und den Menschen im Veedel.

4. Die Mieten in Köln sind der Wahnsinn. Hast du eine Lösung für dieses Problem?
Dem ersten Satz stimme ich uneingeschränkt zu. Aber es gibt nicht nur eine Lösung für dieses Problem. Gerade für junge Menschen, für Auszubildende und Studenten, ist es eine fast unlösbare Aufgabe, eine geeignete Wohnung zu finden. Das muss aufhören! Wir müssen schneller bauen, wir müssen mehr geförderten Wohnungsbau umsetzen, wir brauchen studentisches Wohnen, wir brauchen Werkswohnungen, wir brauchen Lückenschluss, wir brauchen genossenschaftliches Bauen und wir müssen durch stärkere Kontrollen die Zweckentfremdung der Wohnungen in dieser Stadt unterbinden.

5. Der Klimawandel ist das Thema unserer Generation. Wie sehen deine Pläne für besseres Klima aus?
Der Klimawandel ist das Thema aller Generationen. Als Großvater habe ich ein großes Interesse daran, meinem Enkelkind eine saubere Umwelt zu hinterlassen. Ich verstehe die Ungeduld von jungen Menschen und versuche ihre berechtigten Anliegen in konkrete Politik umzusetzen. Allerdings kann das aus meiner Sicht nicht durch Verbote gelingen, sondern durch gemeinsames Handeln aller, die dafür verantwortlich sind: Industrie, Handwerk, Handel, Politik. Im Verantwortungsbereich der Stadt, werde ich die Projekte für ein klimaneutrales Köln nach vorne treiben. Ich werde mit Industrie und Handwerk über nachhaltige Produktion und ressourcenschonendes Arbeiten klare Vereinbarungen treffen. Beim wichtigen und notwendigen Wohnungsbau hat das Thema ressourcenschonendes und ökologischen Bauen erste Priorität.

6. Apropos Klima: Was willst du tun, damit sich Radfahrer in Köln sicherer fühlen?
Ich möchte gerne, dass sich Fußgänger, Radfahrer, aber auch die Menschen, die auf ein Auto angewiesen sind in dieser Stadt sicher fühlen. Wir brauchen dringend ein ganzheitliches Verkehrskonzept mit einer neuen Aufteilung des öffentlichen Straßenraums. Wir brauchen Radfahrnetze und nicht stückwerkhaftes Umsetzen von Teilstücken. Als Polizeibeamter, der eine Dienststelle geleitet hat, für schwere und tödliche Verkehrsunfälle, liegt mir die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer am Herzen. Und wir müssen schnellstens die vielen Gefahrenpunkte beseitigen, hier bedarf es eines konkreten Umsetzungsplanes.

7. Dein Standpunkt zur Grüngürtel-Bebauung in maximal drei Sätzen.
Ich unterstütze den mit demokratischen Mehrheiten gefassten Ratsbeschluss über die Vorlage von Frau Reker zur Genehmigung der Baumaßnahmen im Grüngürtel. Wir haben jetzt Rechtsklarheit auf beiden Seiten: der FC darf bauen und die Kritiker dieser Maßnahme haben die Möglichkeit über verbands- oder personenbezogene Klagen ihre Bedenken einzubringen. Ich hoffe, dass jetzt alle zur Sachlichkeit zurückkommen und die emotionalen und teilweise nicht nachvollziehbaren Unterstellungen der Vergangenheit angehören.

8. Viele Unternehmer und Selbstständige sind durch die Coronakrise wirtschaftlich schwer angeschlagen. Wie willst du die Zukunft dieser Menschen sichern?
Bei dieser Aufzählung fehlen mir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die genauso viele Schwierigkeiten haben. Ich bin bereits mit all diesen Gruppen in Gesprächen und höre mir ihre berechtigten Forderungen an. Ich unterstütze die vom Rat der Stadt gefassten Beschlüsse für Unterstützungsmaßnahmen in dieser Situation. Ich bin für die Verlängerung des Kurzarbeitergelds und werde mich weiter im Landtag und bei der Bundesregierung stark dafür machen, dass es weitere Unterstützungsmaßnahmen geben wird.

9. Defekte Fenster, Schmuddel-Toiletten, wenig digitale Ausrüstung: Kölns Schulen sind zum Teil in einem miesen Zustand. Wie willst du hier Verbesserung schaffen?
Das ist ein Skandal! Uns fehlen über 50 Schulen in dieser Stadt und die oben aufgeführte Beschreibung ist völlig zutreffend. Auch hier werde ich dafür sorgen, dass die verantwortlichen Fachleute in der Verwaltung mir zeitnah einen Zeitplan vorlegen, wie sie diesen unhaltbaren Zustand beenden wollen. Ich möchte nicht hören, was nicht geht, ich möchte wissen, was wir in der Stadt schnell für Schülerinnen und Schüler umsetzen können.

10. Immer wieder gibt es politischen Streit um die Aufnahme von Flüchtlingen. Wie ist deine Position in der Flüchtlingsfrage?
Ich habe sowohl als Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Köln, als auch als Landtagsabgeordneter eine klare Position zur Aufnahme von Flüchtlingen formuliert. Wir sind mitverantwortlich für die Situation von vielen Menschen, die auf gefährlichen und teilweise tödlichen Wegen nach Europa kommen wollen. Unser Reichtum ist nur möglich, weil die Situation in ihren Herkunftsländern so ist, wie sie ist. Ich halte es für einen wirklichen Skandal, dass die reiche Bundesrepublik Deutschland, nur einer Handvoll Kindern und Jugendlichen Aufnahme gewährt. Ich unterstütze uneingeschränkt die Maßnahmen von vielen Kommunen in Deutschland und auch in Köln, hier mehr Menschen aufzunehmen.

11. Erkläre in einem Satz, warum die Kölner*innen dich wählen sollten.
Ich will, dass alle Kölnerinnen und Kölner ohne Ansehen der Person, des wirtschaftlichen Status, der Herkunft, der Zugehörigkeit zur einer Religion, sexueller Ausrichtung die gleichen Chancen in dieser Stadt bekommen, egal in welchem Veedel sie leben.

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