Köln-Kolumne: Hach Kölle, du bist so herrlich bekloppt

Wir lieben Köln. Genau darum gehen wir permanent auf Entdeckungstour und teilen jede Woche unsere besten Tipps mit euch. Dabei stoßen wir nicht nur auf spannende Orte, sondern auch auf Gefühle, Stimmungen und Meinungen, die wir zwar mitbekommen, aber nirgends regelmäßig festhalten. Diese Kolumne ist der Platz, an dem unsere Kölner Redaktionsleiterin Christin ihre Gedanken zu Köln und dem, was ihr in der Stadt begegnet ist, teilt. Heute: Hach Kölle, du bist so herrlich bekloppt!

Die Kölner*innen werden vom Rest der Nation ja gerne mal für völlig bekloppt gehalten. Nicht nur, weil sie während des Karnevals regelmäßig beweisen, das Kölsch und Kostüme eine ganze Stadt in den Ausnahmezustand versetzen können, sondern auch, weil sie eine Metropole voller verhunzter Nachkriegsbauten für die schönste Stadt der Welt halten – und das auch allen so erzählen.

Und ja, es stimmt, die Kölner*innen sind vollkommen meschugge – aber eben im positivsten Sinne. Um das zu bemerken, muss man weder mit dem Karneval, noch mit dem "kölschen Größenwahn" Bekanntschaft machen – man muss eigentlich nur lang genug in Köln unterwegs sein. Denn früher oder später trifft man dabei zwangsläufig auf die verrücktesten Menschen und Momente.

Das Schöne daran ist, mit welcher freudigen Gelassenheit die Kölner*innen ihren schrägen Vögeln begegnen.

Einige haben beinahe Kultstatus – sei es nun die Frau, die ihr Schwein mit der KVB spazieren gefahren hat, Rolf mit dem Rollstein, Mohammed mit dem Bier auf dem Kopf oder der Moped-Fahrer am Aachener Weiher, der dort regelmäßig lauthals "Reissdorf, Becks, Becks Green Lemon, Reissdorf" verkauft. Durch Köln zu laufen, ist ein bisschen wie eine Wundertüte. Oder wie Forrest Gump sagen würde: "Wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie, was man kriegt."

Das Schöne daran ist, mit welcher freudigen Gelassenheit die Kölner*innen ihren schrägen Vögeln begegnen. Während das deutsche Durchschnittsdorf bei so viel Wahnsinn wahrscheinlich umgehend den Notstand wegen Sodom und Gomorra ausgerufen hätte, nehmen's die Kölner*innen mit einem schulterzuckenden "Jede Jeck ist anders" und freuen sich über die kleinen Absurditäten des Alltags.

Die Kölner*innen erlauben sich öfter mal kleine Frechheiten – frei nach dem Motto 'Ein bisschen Spaß muss sein'.

Wer in Köln ein bisschen am Rad dreht, landet (meistens zumindest) nicht im Knast, sondern bei koelnistkool – oder wird andernorts dafür abgefeiert. Kein Wunder also, dass sich die Kölner*innen – frei nach dem Motto "Ein bisschen Spaß muss sein" – öfter mal kleine Frechheiten erlauben.

So entführten FC-Fans nach dem Kölner Europapokaleinzug nicht nur die Interview-Wand von Sky und rollten sie nach einer kleinen Spritztour mit der KVB seelenruhig über die Aachener Straße und die Kölner Ringe – auch die riesige FC-Fahne blieb kurzzeitig verschwunden und fand auf wundersame Weise ihren Weg zur Hahnentorburg.

'Komplett Banane', sagen die einen – 'typisch Kölle', wissen die anderen.

Wie sich später herausstellte, handelte es sich dabei nicht etwa um einen Kleine-Jungen-Streich. Nein, einer der bekanntesten Gastronomen der Stadt, Martin Schlüter, bekannte sich zu der Entführung. Seine Erklärung war dabei so kreativ, dass der FC sich sogar für die "Sicherung" des Heiligtums bedankte: "Vielen Dank, leeven Martin Schlüter! Kumm ens met däm Lappe am Geißbockheim eröm, mer üvverläje uns jet Schönes als Dankeschön för ding Heldentat!"

"Komplett Banane", sagen die einen – "typisch Kölle", wissen die anderen. Wir Kölner*innen haben nun mal erkannt, dass ein bisschen Wahnsinn das Leben bunter macht. Das mag man bekloppt finden – ich finde es herrlich bekloppt.

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