Köln hakt nach: Warum wird die Tacitusstraße in Bayenthal "Flutschgasse" genannt?

© Carolin Franz

"Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm!" Sesamstraßen-Fans haben diese Lebensweisheit längst verinnerlicht. Trotzdem traut man sich bei der ein oder anderen Frage nicht, sie zu stellen. Weil sie zu banal erscheint – oder man schlichtweg nicht weiß, wer die Antwort kennen könnte. Hier kommen wir ins Spiel, denn wir haken für euch nach. Schließlich begegnen uns in Köln immer wieder kuriose Dinge, die uns staunend oder fragend zurücklassen. Geht euch genauso? Dann schickt uns eure Fragen – wir beantworten sie oder suchen schlaue Menschen, die das können.

Woher kommt der Name "Flutschgasse"?

In Köln stolpert man hin und wieder über eigenartige Namen für Plätze, Straßen und andere Orte – wie zum Beispiel das Eierplätzchen oder die schräge Wiese in der Südstadt. In beiden Fällen lassen sich die Bezeichnungen von den optischen Gegebenheiten ableiten: Das Eierplätzchen ist Ei-förmig und die schräge Wiese eben schräg – besonders einfallsreich mag das zwar nicht sein, aber es erklärt zumindest die Namen.

Aber dann gibt es da noch Namen für Orte, bei denen die Herkunft nicht ganz so offensichtlich ist – so zum Beispiel bei der Flutschgasse in Bayenthal. Die heißt in Wirklichkeit nämlich gar nicht so, sondern Tacitusstraße. Wie in den oben genannten Fällen lässt sich der Name erstmal nicht von den optischen Begebenheiten der Straße ableiten. Besonders rutschig ist es hier jedenfalls nicht. Auch das allseits bekannte Eis am Stil "Flutschfinger" wurde hier nicht erfunden. Und das Internet schweigt zu der geheimnisvollen Namensableitung. Wir haben nachgehakt, um rauszufinden, woher die Flutschgasse ihren Namen hat.

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Bei unserer Recherche sind wir auf den Kunst- und Kulturhistoriker Dr. Cornelius Steckner gestoßen, der die Rodenkirchener Geschichte – und damit auch die Bayenthaler – ganz genau kennt. Er hat uns verraten, dass an der Bayenthaler Uferstraße noch heute eine vermauerte Untertunnelung sichtbar ist. Durch diesen Tunnel wurde früher schwimmendes Floßholz transportiert. Die Bezeichnung "Flutschgasse" fasst also die Funktion der Flößergasse und den Floßholztunnel, der sich damals hier befand, ziemlich gut zusammen.

Dr. Cornelius Steckner hat hierzu mit dem jetzt 100-jährigen Kölner Franz Bröhl gesprochen, der sich noch sehr gut an die damalige Flutschgasse erinnern kann. Die Flößerei war in der Tacitusstraße seit Generationen üblich: "Die Holztransporte aus den reichen Holzgebieten des Schwarzwaldes wurden über Neckar, Main und Rhein zusammengefügt. Endstation war Köln, genauer gesagt zwischen Tacitusstraße beziehungsweise Flutschgasse und Schönhauser Straße. Dort befand sich die große Holzniederlassung Boisserée", so Franz Bröhl.

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Er berichtet auch, dass sich im oberen Bereich der Holzniederlassung das Sägewerk für die Bearbeitung der Baumstämme befand. Franz Bröhl und seine Brüder kauften dort zum Beispiel im Jahr 1927 Holzstangen für ihren Gartenzaun ein. Kaum vorstellbar, dass in Bayenthal einst reger Holzhandel betrieben wurde – und besser hätte man eine Straße wohl nicht umbenennen können.

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