Köln-Kolumne: Köln nimmt dich, wie du bist

© Eric Weber | Unsplash

Wir lieben Köln. Genau darum gehen wir permanent auf Entdeckungstour und teilen jede Woche unsere besten Tipps mit euch. Dabei stoßen wir nicht nur auf spannende Orte, sondern auch auf Gefühle, Stimmungen und Meinungen, die wir zwar mitbekommen, aber nirgends regelmäßig festhalten. Diese Kolumne ist der Platz, an dem unsere Kölner Redaktionsleiterin Christin ihre Gedanken zu Köln und dem, was ihr in der Stadt begegnet ist, teilt. Heute: Köln nimmt dich, wie du bist!

Ich gebe es ungern zu, aber ja, auch für Kölner*innen gibt es ein zwei gute Gründe, nach Düsseldorf zu fahren. Die vielen tollen japanischen Restaurants zum Beispiel. Oder das schöne Altstadt-Rheinufer, an dem man – das müssen wir Kölner*innen wohl neidlos anerkennen – viel schöner sitzen kann als in Köln. Und wenn wir schon mal dabei sind, ja, meinetwegen auch das Alt-Bier. Das ölt nämlich – wenn man sich erst mal dran gewöhnt hat – auch ganz gut die Kehle. Aber eines sollte man meiner Meinung nach in Düsseldorf dann doch lieber bleiben lassen: feiern gehen.

Ja, dieses Urteil mag voreilig gefällt worden sein. Schließlich habe ich meine Feldstudie nach nur einem Düsseldorfer Club-Besuch für beendet erklärt – mit dem Fazit: nie wieder! Dabei war noch nicht mal der Club selbst das Problem. Es war eher das typische Paris-Phänomen: Es könnte so schön sein – wären da nicht diese Menschen.

Es sind Momente wie diese, die mir zeigen, warum ich Köln so liebe. Weil ich hier auch mit durchgetretenen Chucks, ungeschminkt und mit No-Name-Fashion in den Club oder die Bar stolpern kann, ohne dass die Menschen um mich herum so tun, als sei gerade ein Alien gelandet.

Wer wie ich die High-Heel-Phase längst hinter sich gelassen, keinen Peil von Modetrends und auch sonst wenig Muße hat, sich aufwendig rauszuputzen und zu sanieren, wird in Düsseldorf beim nächtlichen Amüsement nämlich gerne mal skeptisch von oben bis unten gemustert. Eine Beobachtung, die übrigens nicht nur ich gemacht habe, sondern die OK-KID-Frontmann Jonas in einem Podcast vor nicht allzu langer Zeit ganz ähnlich formuliert hat.

Mag sein, dass das nicht nur in Düsseldorf so ist und dass es auch dort Clubs gibt, in denen man nicht erst scannende Blicke der selbsternannten Style-Polizei über sich ergehen lassen muss. Dennoch sind es Momente wie diese, die mir zeigen, warum ich Köln so liebe. Weil ich hier auch mit abgerockten Chucks, ungeschminkt und mit No-Name-Fashion in den Club oder die Bar stolpern kann, ohne dass die Menschen um mich herum so tun, als sei gerade ein Alien gelandet.

Natürlich kannst du dir auch in Köln die Louis-Vuitton-Messenger-Bag umschnallen und die Louboutins ausführen. Du musst es aber nicht. Weil Köln dich nimmt, wie du bist.

Mein Kollege Rami hat es letztens in seinem Text "Wie modisch ist Köln?" ganz gut auf den Punkt gebracht, als er schrieb: "Man muss keine Erwartungen erfüllen – außer die eigenen." Will heißen: Natürlich kannst du dir auch in Köln die Louis-Vuitton-Messenger-Bag umschnallen, die Louboutins ausführen, in limitierten Air Max durch den Grüngürtel spazieren oder dir meinetwegen auch die Lippen aufspritzen lassen. Du musst es aber nicht. Weil es niemanden so wirklich juckt. Weil Köln dich nimmt, wie du bist.

Das kölsche Sprichwort "Jede Jeck is anders" ist in Köln eben nicht nur irgendeine Floskel – es ist Programm. Denn auch wenn Köln in mancherlei Hinsicht provinziell wirken mag, so ist es – wenn es um die Akzeptanz anderer geht – doch eine der weltoffensten Städte, die ich kenne. Wenn ihr mich fragt, sogar mehr noch als Berlin. Denn in Köln wirst du nicht nur akzeptiert – die Kölner*innen sind auch interessiert. Während man sich auf Berliner Partys oft anhören darf, welche tollen Projekte jede*r gerade so am Laufen hat, lassen die Kölner*innen lieber ihr Gegenüber erzählen, fragen nach, hören zu – und sind auch dann noch interessiert, wenn der oder die andere nicht perfekt gestylt ist oder "irgendwas mit Medien" macht. Und genau dafür liebe ich Köln.

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